Prozess um das Erbe eines Tierfreundes
Geschwister sollen fast eine Million veruntreut haben, auch Gut Aiderbichl involviert
Ried im Innkreis – Ein Geschwisterpaar muss sich seit Dienstag am Landesgericht Ried im Innkreis wegen angeblicher Malversationen im Umfeld von Gut Aiderbichl verantworten. Dem 51-Jährigen und seiner 54-jährigen Schwester wird vorgeworfen, den Nachlass eines Tierfreundes und Betreibers eines Gnadenhofes um fast eine Million Euro geschädigt zu haben. Die beiden Angeklagten zeigten sich nicht geständig.
Die Anklage der Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wird von Wolfgang Handler vertreten. Er wirft den beiden vor, sie hätten es auf das Vermögen des Gönners abgesehen gehabt, das rund sieben Mil- lionen Euro ausgemacht habe. Der 51-Jährige, der für ihn tätig war, und die 54-Jährige, die als Versicherungsmaklerin gearbeitet hat, hätten 2010 dafür gesorgt, dass der damals 86-Jährige Sparbücher, Konten sowie Versicherungen einrichtet und ihnen die Verfügung darüber einräumt. Sie hätten davon das Geld kassiert und für sich verwendet. Die Frau soll 35.000 Euro des Gönners, die für das Gut Aiderbichl bestimmt waren, nicht dort abgeliefert haben. Gegenstand der Anklage sind Untreue, Veruntreuung sowie Urkundenfälschung.
Die beiden Angeklagten bestritten die Vorwürfe. Alles sei mit Wissen und Wollen des Gönners ge- schehen, erklärten die Verteidiger Manfred Ainedter und Robert Morianz. Der 51-jährige Angeklagte habe das Geld für die Bezahlungen von Rechnungen für den Betrieb des Gnadenhofes und als das ihm zustehende Gehalt verwendet.
Die Verbindung zu Gut Aiderbichl entstand dadurch, dass der im November 2011 verstorbene Tierfreund diesem zuletzt seinen Hof und zusätzlich Geld für den Betrieb geschenkt hat. Deshalb nahmen auch für Aiderbichl und für eine weitere Person, die sich geschädigt fühlt, Privatbeteiligtenvertreter an der Verhandlung teil. Die Verteidiger deuteten in der von Richterin Claudia Hubauer geleiteten Schöffenverhandlung in ihrer Entgegnung auf die Anklage an, dass der Verstorbene zwar das Gut Aiderbichl unterstützt habe, nicht jedoch mit den dort agierenden Personen einverstanden gewesen sei.
Weitere Ermittlungen
Die WKStA ermittelt im Zusammenhang mit Zuwendungen von privaten Gönnern an die Stiftung außerdem noch gegen zwei weitere Personen. Eine davon ist der Geschäftsführer Dieter Ehrengruber, bestätigte die Anklagebehörde. Über die zweite Person gab es zunächst keine Auskünfte.
Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt, ein Urteil ist für kommende Woche geplant. (APA, red)