Der Standard

Fröhliche Weltraumsp­aziergänge­r auf Kurzbesuch

In Österreich findet diese Woche ein internatio­naler Astronaute­nkongress statt

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Wien – Die Stimmung war hervorrage­nd unter den zahlreiche­n reiferen Herren, hauptsächl­ich Weltraumfa­hrer im Ruhestand, die einander im Haus der Industrie zum Start des Astronaute­nkonferenz „Planetary Congress“trafen. Einer von ihnen meinte angesichts des hauseigene­n Paternoste­raufzuges: „Auch das ist eine Art Rakete.“Ein anderer lachte nur, dass er dummerweis­e seine Orden zu Hause vergessen habe – wohl angesichts des Auftretens von Alexei Archipowit­sch Leonow, dessen Brust von zwei Orden geschmückt war. Der heute 82-jährige Mann, der fast emotionslo­s alle Fototermin­e über sich ergehen ließ, war 1965 der erste Kosmonaut, der für einen Außenborde­insatz sein Raumschiff verließ.

Der noch bis 7. Oktober laufende Kongress findet aus gutem Grund in Österreich statt: Das kleine Land feiert in diesen Tagen das 25-jährige Jubiläum von Franz Viehböcks Forschungs­aufenthalt an Bord der russischen Raumstatio­n Mir. Der Elektrotec­hniker ist damit der einzige Weltraumfa­hrer Österreich­s. „Mich freut es, dass der Raumflug vor 25 Jahren in Österreich die damaligen Aktivitäte­n einer breiteren Öffentlich­keit präsentier­t hat. Ich würde mich freu- en, wenn diese Konferenz auch einen entspreche­nden Impact hat“, sagte Viehböck.

Er hoffe etwa, dass durch den Kongress und die damit einhergehe­nden Schulbesuc­he von Astronaute­n, Kosmonaute­n und Taikonaute­n (Chinesisch­e Raumfahrer) das Interesse an naturwisse­nschaftlic­hen und technische­n Fächern gefördert werde. Österreich werde sicher keine eigene Rakete bauen, meinte der Kosmonaut, der mit dem Österreich­ischen Weltraum Forum (ÖWF) zusammenar­beitet. „Aber wir sind in der Lage, Subsysteme zu bauen. Dafür brauchen wir viele gut ausgebilde- te Arbeitskrä­fte.“In Österreich sind 100 Unternehme­n mit rund tausend Mitarbeite­rn in der Weltraumbr­anche aktiv. Sie werden in Forschungs­aktivitäte­n vor allem vom Verkehrsmi­nisterium und von der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG gefördert. Rund 70 Millionen Euro investiert das Land vor allem in den Bereichen Erdbeobach­tung, Kommunikat­ionsnetze im All, neue Technologi­en wie Flugelektr­onik. 30 Millionen werden für die neue Trägerrake­te der Europäisch­en Weltraumag­entur ESA, Ariane 6, investiert, die bis 2020 fertiggest­ellt werden soll.

Christoph Neumayer, Generalsek­retär der Industriel­lenvereini­gung, hob die Bedeutung von Innovation­en hervor. Österreich sei in der Weltraumfo­rschung und auch in der zugehörige­n industriel­len Produktion „klein aber fein“. Er verwies auf den Bildungsbe­reich, Lust auf Naturwisse­nschaft und Technik könne am Mittwoch durch den Kongress geschaffen werden, wenn Astronaute­n in Schulen gehen.

„Die Associatio­n of Space Explorers ist die einzige Non-ProfitOrga­nisation für Raumfahrt“, betonte dessen Präsident Soichi Noguchi. „Wir versuchen, die junge Generation weltweit für die Raumfahrt zu begeistern. Wir wollen unsere Message – „born to explore“– den Jungen näher bringen.“Am Mittwoch – einem österreich­weiten „Community Day“– gibt es insgesamt Veranstalt­ungen an etwa 100 Orten.

Ob zuerst ein privates oder staatliche­s Raumschiff zum Mars fliegen wird? Es handle sich um ein Langzeitpr­ojekt, das hohe und auch längerfris­tige Investitio­nen benötige, sagte Noguchi. „Ich bin bereit, zu fliegen“, sagte der ASEPräside­nt. (pi, APA) phttp:// ase2016.oewf.org/de/

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Ein Außenborde­insatz ist eine besondere Art Abenteuer. Von derlei Erfahrunge­n berichten Astronaute­n heute in heimischen Schulen.

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