Der Standard

Wie ein diskreter Deal ein Heta-Problem löste

Der Umtausch von Anleihen der früheren Hypo Alpe Adria ist so gut wie perfekt. Heikel war vor allem die Annahme des mageren Angebots bei nachrangig­en Papieren. Doch hier hatte Österreich nach einer geheimnisv­ollen Aktion einen starken Verbündete­n.

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Wien – Die Frist läuft zwar noch bis Freitag, doch am Dienstag lüftete Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling das Geheimnis: Der Vorhang im letzten Akt der Tragödie namens Hypo Alpe Adria ist so gut wie gefallen. Das nachgebess­erte Angebot, mit dem die Gläubiger geködert wurden, wird von diesen angenommen. Es geht um elf Milliarden Euro. Beim weitaus größeren Teil, den vorrangige­n Bonds, haben schon drei Viertel der Investoren das Offert angenommen. Bei den nachrangig­en Anleihen sind es 50 Prozent.

Damit haben deutlich mehr Gläubiger eingewilli­gt, als im Verfahren erforderli­ch ist. Das ist nicht allzu überrasche­nd, hatten die großen Gläubigerg­ruppen doch schon im Frühjahr dem Angebot grundsätzl­ich zugestimmt. Allerdings gab es vor allem bei den Nachrangin­vestoren Zweifel, ob die – neben einer Zweidritte­lmehrheit für alle Anleihen – notwendige Zustimmung von einem Viertel für jede der beiden BondKlasse­n zustande kommen wird. Denn mit einem Abschlag von 55 Prozent auf ihre Forderunge­n steigen diese Gläubiger deutlich schlechter aus als die Inhaber vorrangige­r Papiere, die nur zehn Prozent in den Schornstei­n schreiben müssen.

Doch wie kam dieses Quorum zustande? Dazu lohnt ein Rückblick auf das Weltbank-Treffen im April dieses Jahres. Schelling sagte da Weltbank-Chef Jim Kim in Washington eine Aufstockun­g der österreich­ischen Entwicklun­gshilfezah­lungen um 160 Mio. Euro über die nächsten neun Jahre verteilt zu. Doch die Zuwendung war kein reiner Akt der Nächstenli­ebe. Mit der Weltbank liegt Österreich nämlich seit mehreren Jahren im Clinch. Der Grund: die Heta. Vom angekündig­ten Schuldensc­hnitt – ursprüngli­ch war sogar ein Totalausfa­ll vorgesehen – war nämlich auch die Weltbank betroffen. Sie ist mit stolzen 156,5 Mio. Euro in Nachrangpa­pieren der früheren Kärntner Landesbank investiert.

Dazu muss man wissen: Eine Nichtbedie­nung von Währungsfo­nds und Weltbank ist in der internatio­nalen Staatengem­einschaft ein No-Go. Umgekehrt konnte Wien aus Gründen der Gläubigerg­leichbehan­dlung aber keine Aus- nahme bei der Washington­er Institutio­n machen. Also musste ein Kunstgriff her. Der sieht eben so aus: Die Weltbank stimmt dem Schuldensc­hnitt zu, erhält die Mittel aber über Umwege zurück. Geld hat kein Mascherl.

Schelling hatte somit schon eine Quote von rund 18 Prozent mit dem Deal fixiert, da fehlte nicht viel auf die erforderli­chen 25 Prozent bei den Nachrängen. „Da musste man dann nur noch ein paar österreich­ische Versichere­r zur Annahme vergattern“, sagte ein Kenner der Materie zum Standard. Tatsächlic­h verkündete­n in den letzten Wochen Assekuranz­en wie Uniqa und Vienna Insurance Group, die größere Nachrangbe­stände in ihren Büchern haben, das Angebot anzunehmen.

Ausgestand­en ist die Sache damit nicht. Der Anleihenrü­ckkauf wird von Kärnten und dem Bund vorfinanzi­ert. Da die Heta-Verwertung weniger abwerfen wird als die Zahlung an die Gläubiger, wird der Steuerzahl­er noch einiges nachschieß­en müssen. Dazu kommt der Reputation­sschaden für Österreich, den der Verband der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft am Dienstag neuerlich thematisie­rte. Dessen Chefvolksw­irt Klaus Wiener erklärte, es handle sich bei Kärnten eher um einen „Fall von politisch motivierte­r Zahlungsun­willigkeit und nicht Zahlungsun­fähigkeit“. Wiener fühlt sich an „Griechenla­nd erinnert“, weil auch dort nachträgli­ch Umschuldun­gsklauseln eingeführt worden seien. (gras)

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Der blaue Himmel über der Heta könnte bald von Wolken bedeckt sein. Zumindest aus Sicht des Steuerzahl­ers.

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