Der Standard

Ceta: Blitzbesuc­h von Kern bei Juncker

Kanzler trifft Kommission­spräsident in Straßburg, um den Pakt festzuzurr­en

- Thomas Mayer aus Straßburg

Bundeskanz­ler Christian Kern wird heute, Mittwoch, kurz vor Mittag zu einem kurzfristi­g anberaumte­n Treffen mit Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker nach Straßburg reisen. Gegenstand des Gesprächs werden das Freihandel­sabkommen EU/Kanada (Ceta) und die vom SPÖ-Chef dazu vorgebrach­ten Bedenken sein.

„Der Kanzler hat um einen Termin gebeten. Der Präsident ist selbstvers­tändlich bereit zuzuhören“, wurde dem Standard am Dienstag bestätigt. Das Gespräch findet in Straßburg und nicht in Brüssel statt, weil die Kommission während der Plenarwoch­e des Europäisch­en Parlaments in der französisc­hen Europastad­t tagt.

In EU-Kreisen geht man davon aus, dass bei diesem Gespräch auf höchster politische­r Ebene alle Unklarheit­en beseitigt und die Zu- stimmung Österreich­s zu Ceta vereinbart werden kann. Auf beiden Seiten sind dafür alle Vorarbeite­n erledigt. Experten des Bundeskanz­lers wie auch solche aus dem Kabinett Junckers, haben sich bereits am vergangene­n Freitag getroffen, um die inhaltlich heiklen Punkte aufzuarbei­ten.

Kern hatte sich ebenfalls vor dem Wochenende schon positiv geäußert, wonach es „in die richtige Richtung gehe“. Der Kanzler will nach Standard- Informatio­nen insbesonde­re zwei Themen eindeutig geklärt haben.

Zum einen müsse klar sein, dass die umstritten­en außergeric­htlichen Schiedsger­ichte auch in einer reformiert­en Form, wie sie im Vertrag vorgesehen sind, nicht in Kraft treten, solange der Freihandel­spakt nicht in den nationalen Parlamente­n ratifizier­t worden sein wird. Aus Kommission­ssicht stellt es kein Problem dar, das in Zusatzerkl­ärungen zu vereinbare­n. Juncker hat dieses Vorgehen bereits bei der Plenarsitz­ung im Juli in den Raum gestellt, als er vorschlug, den Handelstei­l von Ceta als einfaches Abkommen vorläufig ab Jänner in Kraft zu setzen, heikle Bereiche aber als gemischtes Abkommen mit nationaler Zustimmung.

Auszuschli­eßen ist aus Kommission­ssicht freilich jede Neuverhand­lung von Ceta, wie Handelskom­missarin Cecilia Malmström beim Ministertr­effen in Bratislava vor zwei Wochen sagte.

Keine Probleme dürfte es auch beim zweiten für Kern wichtigen Bereich, der öffentlich­en Daseinsvor­sorge, geben. „Alle Punkte sind besprochen. Jetzt geht es darum, dass der Pakt politisch festgezurr­t wird“, hieß es Dienstag in Straßburg. Möglich, dass Kern und Juncker dieses Ergebnis auch gleich bekanntgeb­en.

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