Professionell, defensiv und live im Fernsehen
Frauenfußball: St. Pölten und Sturm gehen als Außenseiterinnen in die erste Runde der Champions League
St. Pölten / Graz / Wien – Frauenfußball? Da war doch was. Erstmals hat sich Österreich für eine EM qualifiziert. Aber es gibt nicht nur das Team. Es gibt auch den SKN St. Pölten Frauen – vormals FSK St. Pölten bzw. ASV Spratzern. Zum zweiten Mal in Folge holten die Niederösterreicherinnen heuer den Meistertitel. Der Lohn: die dritte Teilnahme an der Champions League.
Das Erstrunden-Hinspiel steigt heute (20.20) in der NV-Arena. Der Gegner: der dänische Topklub Bröndby. „Wir nehmen die Herausforderung an“, sagt St. Pöltens Präsident Wilfried Schmaus. Zweimal scheiterte sein Klub in Runde eins. Auch heuer ist er Außenseiter. St. Pölten wird sein an sich offensives Spielkonzept in ein defensives umwandeln.
Auch Sturm Graz legt es defensiv an. Die Steirerinnen, die in der Vorsaison mit Platz zwei in der Meisterschaft ihren bisher größten Erfolg feierten, debütieren in der Champions League, treffen heute (18) in der Merkur-Arena auf den FC Zürich. Trainer Markus Hiden macht sich keine Illusionen: „Wir sind krasser Außenseiter.“In der Vorbereitung hat man trotzdem nichts dem Zufall überlassen. Die Spielerinnen wurden einkaserniert. Am Abend gab’s Videoanalyse. Hiden: „Wir wollten es professionell angehen.“
Der Ex-ÖFB-Teamspieler hofft auf 1200 bis 1500 Zuschauer. Den bisherigen Zuschauerrekord eines österreichischen Klubs in der Champions League hält Neulengbach. 1255 Fans sahen 2014 das Viertelfinal-Rückspiel gegen Tyresö FF (Schweden).
Sturm war einer der ersten Vereine, der sowohl in der ersten Männer- als auch in der ersten Frauenliga vertreten war. Hiden: „Die Frauen sind bei uns voll anerkannt.“Vor drei Jahren sind die Sturm-Frauen aufgestiegen. Auf Platz acht im ersten Jahr folgten Platz drei und eben Platz zwei. „Wir wollten kleine Schritte machen, dann sind es große geworden“, sagt Hiden, der das Team seit zweieinhalb Jahren trainiert.
St. Pölten hat auch große Schritte gemacht. Seit dem Aufstieg 2011 war der Klub nie schlechter als Zweiter. Im Sommer hat sich beim Meister einiges getan. Der Vertrag mit Erfolgstrainer Johannes Spilka wurde nicht verlängert. Schmaus sagt: „Nach zweieinhalb Jahren wollten wir eine Veränderung.“Jetzt gibt die Ungarin Fanny Vago die Spielertrainerin, die Brasilianerin Liese Brancao (vormals Neulengbach) die sportliche Leiterin. Und der Frauenverein ging eine engere Kooperation mit dem Männer-Bundesligisten ein. Man könne jetzt professioneller arbeiten, sagt Schmaus.
Immerhin, ein bisschen mehr Aufmerksamkeit hat der Frauenfußball durch die EM-Quali lukriert. Davon haben auch die Klubs etwas. Beide Spiele werden in ORF Sport+ live übertragen. Vielleicht wachsen die Außenseiterinnen ja über sich hinaus.