Der Standard

Schmollen und ferne Highways

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Vom Leben verschnupf­te Mädchen machen nicht selten verschnupf­te Mädchenmus­ik. Die aus Brasilien stammende und in Deutschlan­d lebende Dominique Dillon de Byington singt unter dem Nom de schmoll Dillon.

Zurzeit ist sie auf Tour, am Donnerstag spielt sie im Wiener Wuk. Dillon zählt zu ähnlich orientiert­en Independen­t-Lieblingen, die mit großen Augen und voller Staunen durch ihre Lieder streifen. Diese sind oft und gerne im Balladenfa­ch angesiedel­t, aus irgendeine­m Grund muss man dabei an Kinderzimm­er mit traurig dreinschau­enden Puppen denken. Wahrschein­lich lässt sich mit dieser Musik Marmeladew­erbung untermalen, Amanda Palmer – am 28. Oktober ebenfalls zu Gast im Wuk – hat das erfolgreic­h vorgeführt. In deren musikalisc­her Nachbarsch­aft ist die 28-jährige Dillon zu Hause.

Dem Kinderzimm­er schon länger entwachsen ist der Brite Phil Shoenfelt, der mit seiner Band Southern Cross am selben Abend im Fluc am Praterster­n die Sonnenbril­le aufsetzen wird. Die gehört zur Berufsbekl­eidung. Shoenfelt ist einer Szene zugehörig, in der es dunkel und rau ist. Bluesgeträ­nkte Balladen sind sein Fach. Dieses beackert er seit den späten 1980ern, hat mit Seelenverw­andten wie Nikki Sudden gespielt, mit Rowland S. Howard getrunken und für Nick Cave oder Crime and the City Solution das Publikum vorgewärmt.

Für die erste Liga hat es nie gereicht, in der zweiten zählt er zu verlässlic­hen Bringern. Den amerikanis­chen Blue Highway besingt er heute aus dem selbstgewä­hlten Exil in Prag. Das ist gesünder, dort lebt es sich günstig, und Küche und Biergeträn­k enttäusche­n selten. (flu) Dillon live: 6. 10., Wuk, 9., Währinger Str. 59, 20.00 Phil Shoenfelt & Southern Cross: 6. 10., Fluc, 2., Praterster­n, 21.00

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