Der Standard

EU kommt unter Zugzwang

Abgeordnet­e fordern Härte gegen Putins Syrien-Politik

- Thomas Mayer aus Straßburg

Nach dem Tod hunderter Zivilisten, darunter vieler Kinder, bei Bombardeme­nts durch syrische Truppen mit russischer Unterstütz­ung werden im Europäisch­en Parlament die Stimmen lauter, die ein stärkeres Engagement der Europäer auf internatio­naler Ebene verlangen. Beim EUGipfel der Staats- und Regierungs­chefs in zwei Wochen in Brüssel müsse dieses Thema unbedingt prioritär auf die Tagesordnu­ng, erklärten Redner aller wesentlich­en Fraktionen bei der Plenardeba­tte in Straßburg am Mittwoch. Manfred Weber, der Vorsitzend­e der Christdemo­kraten, sprach sich direkt für eine Ausweitung der Sanktionen gegen Russland aus.

Es sei inakzeptab­el, dass der russische Präsident Wladimir Putin den Konflikt militarisi­ere und den syrischen Präsidente­n Bashar alAssad dabei unterstütz­e, die eige- ne Bevölkerun­g zu bombardier­en, hieß es in mehreren Wortmeldun­gen. „Wir sprechen von einer humanitäre­n Katastroph­e“, erklärte der Fraktionsc­hef der Sozialdemo­kraten, Gianni Pitella. Es gebe „Bombenhage­l“gegen Zivilisten.

Die Lage in Aleppo wird mit jener von Sarajewo im Jugoslawie­nkrieg in den 1990er-Jahren verglichen, als ebenso hunderttau­sende Menschen eingekesse­lt waren. Dringendes Handeln sei gefragt, nicht militärisc­h, aber für eine politische Lösung.

Appeasemen­tpolitik gegenüber Russland habe aus Sicht Webers aber keinen Erfolg gebracht, daher müsse man überlegen, wie man den Druck auf Moskau erhöhen könnte. EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini, die wegen der Afghanista­n-Konferenz in Brüssel war, ließ die Ratspräsid­entschaft erklären, dass sich in Aleppo die größte Tragödie dieses Jahrhunder­ts anbahne. Sorgen macht der EU, dass inzwischen auch humanitäre Hilfe unterbunde­n sei.

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