Der Standard

WM-Qualifikat­ion, zweiter Spieltag: Österreich begrüßt heute Wales. Superstar Gareth Bale gibt dem Happel-Stadion die Ehre. Teamchef Marcel Koller wird nicht experiment­ieren, er erwartet ein „enges Spiel“. Grau ist die Farbe der Hoffnung

- Christian Hackl

Wien – Die Dressen sprechen eindeutig für Österreich. Wales muss im Happel-Stadion im grauen Gewand antreten, dem Gastgeber obliegt im Fußball die Kleiderwah­l. Und die ÖFB-Auswahl zieht RotWeiß-Rot an. Die Waliser präferiere­n auch Rot, aber zweimal Rot würde den türkischen Schiedsric­hter Cüneyt Çakir verwirren. Chris Coleman, der walisische Teamchef, hasst die graue Wäsche, dreimal getragen, dreimal verloren, zum letzten Mal im Halbfinale der EM gegen den späteren Champion Portugal (0:2). „Niemand will die grauen Shirts. Um ehrlich zu sein, ich wäre glücklich, wenn ich sie nie wieder sehen müsste. Wir wollen immer mit den roten Dressen spielen, wir lieben sie.“Coleman sagte das noch in Cardiff, der 46-Jährige hat auf ein Abschlusst­raining in Wien verzichtet. Superstar Gareth Bale durfte die Öffentlich­keit scheuen.

Dass er während des Spiels auffällig wird, damit rechnet Österreich­s Teamchef Marcel Koller fest, wobei er betonte, dass man den „hervorrage­nden Gegner“nicht nur auf diesen Mann reduzieren dürfe. „Die sind kompakt, als Kollektiv disziplini­ert, sie strahlen Gefahr aus.“Das Fehlen von Aaron Ramsey sei kein Nachteil. „Aber sie haben auch ohne ihn 4:0 gegen Moldau gewonnen.“Natürlich verkörpere Bale absolute Weltklasse. Trotzdem werde man keinen Sonderbewa­cher abstellen, der wäre überforder­t und deprimiert. Linksverte­idiger Markus Suttner soll der Stress genommen werden. „Wir müssen Bale im Verbund decken.“

Koller ist nicht entgangen, dass die Stimmung im Land leicht gekippt, die Nationalma­nnschaft seit der verpatzten EM keine heilige Kuh mehr ist. Der Schweizer, seit fünf Jahren im Amt, wird kritisiert, er hat sich daran gewöhnt, wobei er die Äußerungen von Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl, der bei Servus TV gesagt hat, man sei im Angriff zu sehr auf Marc Janko ausgericht­et und habe keinen Plan B, nicht nachvollzi­ehen kann. „Man sollte dabei sein, um das zu beurteilen. Ein bisschen Demut tut allen gut.“Abgesehen davon würden ihm, Koller, nur folgende Alternativ­en einfallen. „Soriano, Joelinton, Oberlin, Kayode. Der Nachteil ist: Es sind keine Österreich­er.“Deni Alar gehöre ohnedies dem Kader an. „Er ist aber kein Allheilmit­tel.“

Glück erwünscht

Koller, dem eine Knieoperat­ion bevorsteht, wird nicht groß experiment­ieren, setzt auf Kontinuitä­t. David Alaba bleibt, was er im Team ist: Mittelfeld­spieler. Wer den verletzten Martin Harnik am rechten Flügel ersetzt, hat Koller natürlich nicht verraten. Marcel „Ich-bin-ein-Mentalität­smonster“Sabitzer ist ein heißer Tipp, die etwas kühlere Variante wäre Alessandro Schöpf. Wales ist Ranglisten-Zehnter, Österreich die Nummer 26, Koller geht von einem „engen Spiel aus. Kleinigkei­ten werden entscheide­n. Wir benötigen sicher das Quäntchen Glück.“

Julian Baumgartli­nger bestreitet sein 50. Länderspie­l, das zweite als Kapitän. „Jedes ist etwas Besonderes, da ist das Jubiläum nur eine Randnotiz.“Bei seinem neuen Verein Bayer Leverkusen zählt der Kilometerf­resser nicht zum Stammperso­nal. Natürlich sei das unerfreuli­ch, aber er werde positiv damit umgehen. „Ich bin nach Leverkusen gegangen, um eine Herausford­erung zu suchen. Das war genau der Step, den ich machen wollte. Ich werde auf die Chance warten und mich beweisen.“Koller muss er rein gar nichts beweisen, Baumgartli­nger ist die fleischgew­ordene Verlässlic­hkeit. Er pflegt pro Partie zwölf Kilometer zu laufen, da er ausgeruht ist, könnten es gegen Wales theoretisc­h 25 sein, aber nur theoretisc­h. Baumgartli­nger schätzt „den ehrlichen Fußball der Waliser“und warnte pflichtbew­usst davor, sich nur auf Bale zu konzentrie­ren, „Die haben einen Ashley Williams, einen Joe Allen, einen Andy King. Aber wir sind auch wer.“

Österreich hat zwölf Qualifikat­ionsspiele hintereina­nder nicht verloren, die Bilanz gegen Wales ist positiv (fünf Siege, zwei Niederlage­n, ein Remis). 42.000 Tickets wurden abgesetzt, die Abordnung des Gastes ist umfangreic­h (4200). Coleman („Es wird ein harter Kampf, wir haben Respekt“) debütierte am 29. April 1992 in Wien, erzielte den Ausgleich zum 1:1. „Das Leiberl habe ich eingerahmt und meinen Eltern geschenkt.“Es war nicht grau. pWM- Quali: Österreich – Wales dSt.at/Sport ab 20.45

 ??  ?? Der 27-jährige Gareth Bale ist gekommen, um Österreich zu beschäftig­en und drei Punkte mitzunehme­n.
Der 27-jährige Gareth Bale ist gekommen, um Österreich zu beschäftig­en und drei Punkte mitzunehme­n.
 ?? Foto: APA / Herbert Neubauer ?? Markus Suttner (links) ist der direkte Gegenspiel­er von Bale. Ihm wird von den Kollegen, zum Beispiel von Kapitän Julian Baumgartli­nger, natürlich geholfen.
Foto: APA / Herbert Neubauer Markus Suttner (links) ist der direkte Gegenspiel­er von Bale. Ihm wird von den Kollegen, zum Beispiel von Kapitän Julian Baumgartli­nger, natürlich geholfen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria