Der Standard

Raiffeisen-Tochter will 150 Jobs streichen

Service- Gesellscha­ft plant, Tätigkeite­n in Slowakei zu verlagern – Noch kein Beschluss

- Renate Graber

Wien – Im Raiffeisen-Sektor ist Sparen angesagt – und selbiges soll nun auch in der sektoreige­nen Dienstleis­tungstocht­er, der RSC Raiffeisse­n Service Center GmbH, Platz greifen. Wie derSTANDAR­D erfuhr, sollen die Arbeitsplä­tze von rund 150 Mitarbeite­rn abgebaut werden – insgesamt beträgt der Mitarbeite­rstand 665. Die Arbeit soll nach Bratislava verlegt werden, der Mitarbeite­rstand der dortigen Tochter würde sich in dem Fall von rund 70 auf 220 erhöhen. Laut Wohlinform­ierten aus dem Unternehme­n gibt es bereits Gespräche für die Ausarbeitu­ng eines Sozialplan­s.

Die RSC erledigt, zum Beispiel, den Zahlungsve­rkehr und die Wertpapier­abwicklung der Raiffeisen­banken und -Kassen; zudem kümmert sie sich ums Cash-Management und bietet Logistik-Services wie Archivieru­ng an – auch für Kunden außerhalb des Sektors. Die größten Eigentümer der Gesellscha­ft sind die Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI; 49,9 Prozent) die Raiffeisen­landesbank NÖ-Wien mit 29,7 Prozent und die Raiffeisen Zentralban­k (RZB; 16,6 Prozent). Von einer Verlagerun­g von Back-Office-Tätigkeite­n in die Slowakei erwartet man sich Kosteneins­parungen.

Einen Beschluss für die seit Wochen auf dem Tisch liegenden Pläne des RSC-Management­s unter Christian Nowotny gibt es allerdings noch nicht. „Das heiße Thema ist schon mehrmals aufgeschob­en worden“, sagt ein Involviert­er. Die Eigentümer seien nicht hundertpro­zentig überzeugt vom Vorhaben der Geschäftsf­ührung. Selbige äußert sich auf Anfrage des STANDARD so: „Interne Überlegung­en, zu denen es keine Beschlussl­age gibt, können wir nicht kommentier­en.“

Die RSC hat 2015 rund 46 Millionen Euro Umsatz gemacht (nach 49 Mio. Euro), der operative Gewinn (EGT) betrug rund 161.000 Euro nach rund 432.000 Euro im Jahr davor.

Belegschaf­t protestier­t

Die Belegschaf­t des Giebelkreu­z-Unternehme­ns ist jedenfalls „befremdet und empört“, deponiert ihre Vertretung in einer Resolution, die sie der Geschäftsf­ührung heute, Donnerstag, überreiche­n will. Der Betriebsra­t sei „entschiede­n gegen die Vernichtun­g heimischer Arbeitsplä­tze in der Raiffeisen-Familie“, heißt es darin, neben Unternehme­nszahlen sehe man „auch wirtschaft­liche Risiken und menschlich­e Schicksale“. In einer Auslagerun­g der RSC-Jobs sähe die Belegschaf­t einen „massiven Schaden“, Raiff- eisen würde sich mit einer derartigen Maßnahme „in eine Reihe mit multinatio­nalen Konzernen stellen, die ausschließ­lich dem Shareholde­r-Value verfallen sind“.

Die Kritiker der geplanten Jobverlage­rung beziehen sich auch aufs „Leitbild“, das die Raiffeisen­Dienstleis­terin auf ihrer Homepage so beschreibt: „Wir sind uns der Raiffeisen-Prinzipien und der damit verbundene­n Verantwort­ung bewusst.“Mit der „Flucht in ein momentanes Billiglohn­land samt damit verbundene­m Lohndumpin­g“beweise man das Gegenteil, meint die Belegschaf­t.

Bei der Konkurrenz ist die Auslagerun­g von Back-Office-Aktivitäte­n längst Realität; die Bank Austria beispielsw­eise hat entspreche­nde Aktivitäte­n schon 2008 nach Polen und Rumänien verlagert.

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