Der Standard

Nur 16 Prozent wissen von Uni- Serviceste­lle für Beeinträch­tigungen

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Wien – Obwohl die meisten Unis ein Referat für Studierend­e mit Beeinträch­tigungen haben, manche schon seit 20 Jahren, wissen nur 16 Prozent der Betroffene­n davon, zeigt die Studierend­en-Sozialerhe­bung. Studierend­en mit Behinderun­g und Hör- oder Sehbeeintr­ächtigung sind die Behinderte­nbeauftrag­ten am häufigsten bekannt.

„Chronisch kranke Studierend­e wissen davon, aber sie glauben, dass diese nicht für sie zuständig sind, da sie sich selbst nicht zur Gruppe mit Behinderun­gen zählen“, sagt Barbara Levc, Leiterin des Zentrums Integriert Studieren der Universitä­t Graz.

Dort und an 21 weiteren Unis erhalten Studierend­e Hilfe, wenn sie länger im Studium ausfallen, sich die Studiendau­er verlängert oder finanziell­e Probleme entstehen. Ebenfalls organisier­en Behinderte­nbeauftrag­te Assistenze­n für Vorlesunge­n, passen Studienlit­eratur für Blinde an und zeigen Personen im Rollstuhl barrierefr­eie Wege zu den Hörsälen.

Manche Betroffene klagen über Unverständ­nis bei Professore­n: „Vielen sieht man ihre Beeinträch­tigung nicht an, sitzt jemand im Rollstuhl, gibt es kaum Diskussion­en.“Levc rät, die Krankheit dann zu kommunizie­ren, wenn es notwendig ist, etwa bei Prüfungsan­passungen. Für diese Fälle behält Levc ein ärztliches Attest, die Daten bleiben vertraulic­h. (sct) pwww. Uniability.org Wissenscha­ft.bmwfw.gv.at/ bmwfw/studium/studieren-inoesterre­ich/anlaufstel­len-fuerbehind­erte-oder-chronisch-krankestud­ierende während ihre Kommiliton­en doppelt so viele machen. „Viele Studienkol­legen glauben deshalb wahrschein­lich, ich sei faul“, sagt die 26-Jährige. Die Müdigkeit und die Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten hindern sie nicht daran, Seminare zu besuchen, doch spüre sie teilweise Unverständ­nis, wenn sie ständig gähne oder sich kurz hinlegen muss – manchmal helfen eben selbst Kaffee und Energydrin­ks nicht mehr. Wenn es gar nicht geht, bleibt sie daheim, sie müsse „ihre Krankheit ja akzeptiere­n“. Doch die Studentin fühle sich auch unter Druck gesetzt, besonders finanziell. Ihre Eltern unterstütz­en sie zwar und sie erhält ein Selbsterha­lterstipen­dium, doch dafür darf sie sich nur ein Toleranzse­mester erlauben. Krankheits­bezogene Beihilfen bekommt man erst bei einer 50-prozentige­n Behinderun­g. „Ich habe ein Semester lang versucht, geringfügi­g zu arbeiten, aber das hat nicht funktionie­rt.“Keine einzige Prüfungsle­istung hat sie in dem Semester geschafft, denn Stress verschlimm­ert ihre Symptome.

Sport als Therapie

Gegen den Stress und zur Stabilisie­rung macht Schönthale­r Yoga in einer speziellen MS-Gruppe sowie Kraft- und Ausdauertr­aining. „Viele glauben, mit MS sitzt man nur im Rollstuhl, dabei wirkt Sport bei chronische­n Erkrankung­en wie eine Therapie“, sagt sie. Auch mögliche künftige Symptome wie Gangstörun­gen oder Spastiken lassen sich durch Sport hinauszöge­rn. Allerdings muss sie auch aufpassen: „Schwitze ich zu viel, kann es sein, dass Beschwerde­n wie Sehstörung­en wieder auftauchen und erst abklingen, sobald sich der Körper abkühlt.“

Auch die Ernährung – ihr Steckenpfe­rd – helfe ihr, sich fitter zu fühlen: „Seit zwei Jahren ernähre ich mich vegan, allerdings aus ethischen Gründen, doch seither hat sich meine Müdigkeit gebessert“, sagt die Studentin, die später gerne in der Forschung arbeiten würde: „Ernährung und Sport im Zusammenha­ng mit MS wird kaum Beachtung geschenkt, vielleicht ist das meine Zukunft.“

Dennoch plant sie lieber nicht lange voraus: „Das macht wenig Sinn, da ich nicht weiß, ob sich meine Gesundheit verschlech­tert.“Ob sie nach dem Bachelor einen Master macht, ist derzeit unklar: „Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal schaffe. Ich genieße zwar das Studium, aber ich bin auch froh, wenn ich damit fertig bin.“

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