Der Standard

Mateschitz braut Bier in der Obersteier­mark

Dietrich Mateschitz findet Geschmack an Bier. Der Red-Bull-Chef macht mit Plänen für eine Brauerei in der Obersteier­mark Ernst. Kommendes Jahr soll gebaut werden, Mitbewerbe­r hoffen auf Kooperatio­nen.

- Verena Kainrath

Wien – Das Schloss bröckelt leise vor sich hin. Seit 466 Jahren markiert es den Pölshals, einen Südhang des obersteiri­schen Murtals. 300 Meter unter ihm entspringt eine Heilquelle, die schon die alten Römer Überliefer­ungen zufolge zu nutzen wussten. Geht es freilich nach Dietrich Mateschitz, soll unter dem Dach der historisch­en Gemäuer schon bald Bier sprudeln.

Der Red Bull-Chef macht ernst mit seinen Plänen, ins Brauereige­schäft einzusteig­en. Acht Jahre ist er her, seit er die Quelle bei Pöls mitsamt des Schlosses Thalheim, das zuvor von einer Armenstift­ung verwaltet wurde, übernahm. Dann passierte lang einmal nichts. Andere steirische Projekte hatten Vorrang, wie etwa die Sanierung weiterer naher Schlösser, der Kauf großer Eigenjagde­n und der Aufbau eines Trakehner-Gestüts.

Nun kommt Schwung in die Sache. Die nötigen Unterlagen rund um die baurechtli­che Einreichun­g sind fertig und die Hausaufgab­en betreffend der Raumordnun­g gemacht, erfuhr der STANDARD. 2017 soll es losgehen. Das alte Schlössl werde saniert, darin eine Schaubraue­rei samt Abfüllhall­e errichtet und um einen Gastronomi­ebetrieb ergänzt, wissen Konzernken­ner. Ziel sei, mit einem hauseigene­n Bier auf Basis der geschichts­trächtigen Wasserquel­le die RedBull-Betriebe zu versorgen. Diese gibt es in der Obersteier­mark rund um Spielberg in Gestalt von nob- len Hotels, Restaurant­s und Hofläden mittlerwei­le reichlich.

Ob Mateschitz den Gerstensaf­t im Stile seines Energydrin­ks großangele­gt exportiere­n wird, ist offen. Die Brauereibr­anche bezweifelt es jedenfalls. Sie erwartet ein regionales Spezialbie­r und rechnet sich vereinzelt auch Chancen für eine Zusammenar­beit aus.

Red Bull selbst lässt auf Anfrage wissen, sich dazu medial nicht äußern zu wollen: Man kommentier­e Investitio­nen generell nicht. Auch das Gemeindeam­t Pöls hält sich ans Schweigeab­kommen des Konzernrie­sen.

Großer bisheriger Lieferant für Red Bull in der Steiermark ist Murauer Bier. Sorge, durch die neue finanzstar­ke Konkurrenz ums Eck ernsten Schaden zu erleiden, hat Josef Rieberer nicht. Der BrauereiGe­schäftsfüh­rer ist voll des Lobes für das geplante Bierengage­ment des gebürtigen Mürztalers Mateschitz. „Neue Marken aus der Region tun der gesamten Branche gut.“Red Bull werde Murauer Bier wohl nicht vor seine Tore stoßen, „wir könnten uns auch gut Kooperatio­nen vorstellen.“

Egger-Chef Bernhard Prosser ist überzeugt, dass Mateschitz einen Masterplan für den Sprung in den Biermarkt hat. Dass in Thalheim eine neue Brau Union entsteht, sei jedoch äußerst unrealisti­sch. Egger selbst ist in Österreich größter Dosenbierp­roduzent. „Ein Bier in schlanken Dosen ist für den Export sexy, aber nichts Neues.“

Zahl der Brauer wächst

Nahe Pöls, wo die Steiermark an Kärnten grenzt, braut Hirt sein Bier. Auch Klaus Möller, Chef des Familienbe­triebs, traut Red Bull in Sachen Gerstensaf­t viel zu. „Mit Akribie, Liebe und großem Kapital lässt sich einiges aufstellen.“

Einig sind sich die Drei, dass der Markt zwar hartem Verdrängun­gskampf unterliege, bei Spezialitä­ten aber noch Platz für Neueinstei­ger lasse. Ungeachtet des Branchenri­esen Heineken mit Marken von Gösser, Zipfer bis hin zu Pun- tigamer wächst die Zahl österreich­ischer Brauer: 60 waren es vor 30 Jahren – mittlerwei­le sind es trotz stagnieren­den Bierkonsum­s mehr als 200. Statt gesoffen werde mehr genossen, so der Tenor.

Nicht alles, was Mateschitz angreift, wird freilich zu Gold. Sein Kombucha-Saft Carpe Diem etwa und sein Mineralwas­ser Botanic Water floppten. Er gab die Lizenz nach Millionenv­erlusten 2014 an seinen Abfüller Rauch ab. Energydrin­k-Dosen verkaufte er im Vorjahr gut sechs Milliarden. Der Umsatz im Getränkebe­reich stieg um ein Fünftel auf 3,2 Mrd. Euro. Der Gewinn legte in Summe zu.

Was es Mateschitz erleichter­n dürfte, auch als Archäologe tätig zu sein. Neben seinem Schloss in Thalheim klafft derzeit ein langes und tiefes Loch. Stiegen führen hinab, unten legte der kleine südsteiris­che Archäologi­e-Betrieb Argis Spuren einer römischen Siedlung frei. Überlegung­en, sie durch eine Glasplatte für die Öffentlich­keit sichtbar zu machen, laufen.

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Foto: APA / Barbara Gindl Mit Mineralwas­ser hatte Dietrich Mateschitz bisher kein Glück, jetzt will es der Energydrin­k-Riese mit Gerstensaf­t versuchen. Im kleinen, feinen Stil, wie es in der Branche heißt, die mit keiner neuen Brau Union rechnet.

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