Der Standard

„Islam wie Nationalso­zialismus“

Prominente­r AfD-Neuling will alle Moscheen schließen

- Birgit Baumann aus Berlin

Die Einladung klang geheimnisv­oll. „Präsentati­on eines prominente­n Neuzugange­s“, hieß es in dem Schreiben der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD), in dem sie für den Donnerstag zum Pressegesp­räch bat. Den vielen Journalist­en war der Herr, der sich dann als neues Mitglied der Berliner AfD vorstellte, tatsächlic­h kein Unbekannte­r: Nicolaus Fest, bis 2014 Vize-Chefredakt­eur der Bild am Sonntag (BamS), Sohn des 2006 verstorben­en renommiert­en Historiker­s Joachim Fest, Bruder des Verlegers Alexander Fest.

Berlins AfD-Landeschef Georg Pazderski ist daher (zunächst) bei der Präsentati­on sichtlich stolz auf den Neuzugang. Die AfD sei eben auch eine Partei für „Personen, die Vordenker sind“. Und Fest habe in einem vielbeacht­eten Kommentar schon im Sommer 2014 den Islam als „Integratio­nshinderni­s“bezeichnet. Der Kommentar war allerdings auch bei Springer kritisiert worden, Fest ging bald darauf von Bord.

Nun aber will er die AfD in den Bundestag bringen, weil sie die einzig wahre Opposition­spartei sei und das „Projekt der Freiheit vertritt“. Pazderski schaut zufrieden, doch das ändert sich schlag- artig, als Fest seine Gedanken und Ideen zum Thema Islam zum Besten gibt. Es spricht dem Islam den Status einer Religion ab und nennt ihn „eine totalitäre Bewegung, die mehr dem Stalinismu­s oder dem Nationalso­zialismus ähnelt“.

Demzufolge sollte man auch alle Moscheen in Deutschlan­d schließen. Weil sich die AfD von Journalist­en oft missversta­nden fühlt, fragen mehrere Journalist­en nach, ob sie richtig gehört hätten. Alle Moscheen schließen? Fests Antwort: „Ja.“Zudem setzt er das Kopftuch mit dem „Hakenkreuz und SS-Runen“gleich – als Symbol einer totalitäre­n Ideologie.

Ob er Fests Position schon vorab gekannt habe, will jemand von Pazderski wissen. Er beantworte­t die Frage nicht, seine Lippen werden aber immer schmäler. Und er weist auf das AfD-Programm hin, sein Pressespre­cher ergänzt, dass dies ja nicht über Nacht seine Gültigkeit verloren habe. Von einer generellen Moscheensc­hließung ist darin keine Rede.

Was man denn mit Muslimen in Deutschlan­d machen solle, wird Fest noch gefragt. Fest weiß es nicht so recht: Es gebe ja keine „Umerziehun­gslager“für „Feinde der Demokratie“. Und Leute mit deutschem Pass auszuweise­n „ist unmöglich“.

 ?? Foto: Reuters/Bensch ?? Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski (li.) stellte am Donnerstag Nicolaus Fest, den ehemaligen VizeChefre­dakteur der „Bild am Sonntag“, als Neuzugang vor. Dieser will in Deutschlan­d keine Moscheen mehr sehen.
Foto: Reuters/Bensch Der Berliner AfD-Chef Georg Pazderski (li.) stellte am Donnerstag Nicolaus Fest, den ehemaligen VizeChefre­dakteur der „Bild am Sonntag“, als Neuzugang vor. Dieser will in Deutschlan­d keine Moscheen mehr sehen.

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