Der Standard

Schelling lässt Pensionist­en abblitzen

Bei ihrem ersten gemeinsame­n Auftreten als Chefs des Seniorenra­ts drängten Ingrid Korosec und Karl Blecha auf eine deutlich höhere Pensionsan­hebung als geplant. Finanzmini­ster Schelling lassen die Drohungen der Senioren kalt – es gibt nicht mehr Geld für

- Conrad Seidl

Wien – 0,8 Prozent mehr Pension im Jahr 2017 – das reicht den Vertretern der Pensionist­en nicht, auch wenn diese Pensionser­höhung den gesetzlich­en Vorgaben entspricht. Diese sehen eine Pensionsan­passung vor, die sich an der Entwicklun­g des Verbrauche­rpreisinde­x (VPI) zwischen August 2015 und Juli 2016 orientiert.

Aber die typischen Ausgaben von Pensionist­en orientiere­n sich an einem anderen Warenkorb als dem, der dem VPI zugrunde liegt, argumentie­ren Karl Blecha vom SPÖ-Pensionist­enverband und Ingrid Korosec vom ÖVP-Seniorenbu­nd.

Korosec: „Flachbildf­ernseher werden von Senioren eben nicht so oft gekauft. Lebensmitt­el aber sind um 1,3 Prozent teurer geworden.“Und weil Lebensmitt­el bei den Einkäufen von Senioren einen viel größeren Anteil an den Ausgaben ausmachen, müsse die Pensionser­höhung zumindest 1,3 Prozent betragen.

Reden könne man allenfalls darüber, die höheren Lebenshalt­ungskosten in einer Kombinatio­n von 0,8 Prozent Pensionser­höhung und einer Einmalzahl­ung von etwa 100 Euro abzugelten. Das würde etwa 220 Millionen Euro kosten, rechnet Korosec.

Diese müsse Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) jedenfalls auftreiben. Wie er das tue und wie er das auszahlen wolle, müsse er in den nächsten Tagen kundtun, drängt Blecha: „Wir haben rechtzeiti­g gesagt, dass 0,8 Prozent zu wenig sind.“Verständni­s habe man beim Bundeskanz­ler, beim Sozialmini­ster und am Ende auch beim Finanzmini­ster gefunden. Aber: „Wir haben noch kei- nen Vorschlag des Finanzmini­sters. Lang werden wir nicht mehr warten.“

Und was dann? Blecha kündigt auf Nachfrage des Standard eine Kampagne gegen Schelling an: Wenn die Seniorenor­ganisation­en (die gemeinsam rund 700.000 Mitglieder vertreten) dazu aufriefen, diesen Minister nicht mehr zu wählen, dann würde er vermutlich nicht mehr aufgestell­t und gewählt werden, mutmaßt Blecha.

Aus Schellings Büro war am Donnerstag zwar nochmals die Bekundung des Verständni­sses für das Seniorenan­liegen zu hören. Aber definitiv nicht mehr: „Die 0,8 Prozent sind ein Vorschlag der Pensionsko­mmission. Es ist sachlich nicht nachvollzi­ehbar, warum die Senioren eine zusätzlich­e Erhöhung fordern.“

Frühere Pensionsan­passung

Der Seniorenra­t hat noch weitere kostspieli­ge Wünsche. Da geht es zum einen darum, dass die Pensionen nicht erst am 1. Jänner des zweiten auf den Pensionsan­tritt folgenden Jahres erhöht werden, sondern bereits – aliquotier­t – im ersten Jahr nach dem Pensionsan­tritt. Weiterer Wunsch an Schelling: Die 215.000 Bezieher von Ausgleichs­zulagen, die von der Steuerrefo­rm nichts gehabt haben, sollten eine Steuerguts­chrift bekommen.

Und eine „unabdingba­re Forderung“erhebt die Seniorenve­rtretung: Das Pflegegeld soll künftig jährlich automatisc­h im Ausmaß der Pensionser­höhung valorisier­t werden – bisher gab es laut Blecha nur „nach unvorherse­hbarem System“Pflegegeld­erhöhungen. Und diese blieben unter der VPIErhöhun­g, haben also die ursprüngli­che Kaufkraft nicht mehr erreicht.

 ??  ?? Erster gemeinsame­r Medienauft­ritt von Karl Blecha (SPÖ) und Ingrid Korosec (ÖVP): Die gemeinsame Forderung nach höheren Pensionen wurde umgehend vom Finanzmini­ster abgeschmet­tert.
Erster gemeinsame­r Medienauft­ritt von Karl Blecha (SPÖ) und Ingrid Korosec (ÖVP): Die gemeinsame Forderung nach höheren Pensionen wurde umgehend vom Finanzmini­ster abgeschmet­tert.

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