Der Standard

Zwei Zylinder im Sportmodus

Der neue Fiat 500S bietet zu den 105 PS das sportliche Ambiente. Trotz aller Ambitionen gerät der Ausflug nach Italien zu einer Herausford­erung, das kleine Auto ist für große Reisen nicht geschaffen.

- Michael Völker

Wien/Friaul – Logisch: Klein, leicht, nur zwei Zylinder, das ist kein Auto für die Langstreck­e. Um diese Erkenntnis mit der eigenen Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes) zu untermauer­n, fuhren wir mit dem Fiat 500 nach Italien. Um uns das Leben zu erleichter­n und die Reise zu beschleuni­gen, griffen wir nicht auf die Modelle mit 69 PS, 85 PS oder 95 PS zurück, sondern wählten das Modell mit 105 PS, den stärksten derzeit verfügbare­n Fiat 500 – abseits der Abarth-Variante mit 145 PS –, den 500S. Der schaut auch sportlich aus. Und tatsächlic­h liefen in Italien die Leute zusammen, klopften uns anerkennen­d auf die Schultern und lobten uns für unseren guten Geschmack. Der neue 500S kommt gut an.

Aber es bleibt dabei: kein Auto für lange Strecken. Zu klein, zu laut, letztlich zu unbequem – und auch zu schwach. Es gibt zwar einen Sport-Modus, mit dem der Cinquecent­o ordentlich anzieht, und das ist insbesonde­re auch bei Bergaufpas­sagen notwendig, aber das fördert auch den Spritverbr­auch, den man auf Dauer so nicht beibehalte­n will.

In der Stadt – und im Dorf – ist der Fiat ein drolliges und aufmuntern­des Fahrzeug, hübsch anzusehen und lustig zu fahren. Was die Farben und das Innendesig­n betrifft, gibt es mannigfalt­ige Auswahl an verschiede­nen Varianten, aus der man sich ein fröhliches Auto zusammenst­ellen kann. Die S-Variante gibt es auch in Italia Blau Metallic und Alpi Grün. Wir hatten das prächtige Blau.

Erst einmal in Italien angelangt, im Friaul, nicht am Stiefel, waren wir mit dem 500S echt happy. Wir führten ihn nach Duino zum Meer und in den Karst hinauf zur Ozmize, wie die Heurigen im Hinterland von Triest genannt werden.

Kurz nach der Abfahrt aus Ruttars gab es aber einen Zwischenfa­ll. Beim Herablasse­n der Fenstersch­eibe auf der Fahrerseit­e knackte es verdächtig, beim Hinauflass­en noch einmal, dann zersprang das Fenster in tausend Stücke. Sollte in Italien jetzt nicht das große Problem sein. Wir steuerten den nächsten Fiat-Händler bei Palmanova an und zeigten ihm das Malheur. Der Werkstätte­nmeister warf in Vorfreude des an- stehenden Auftrags begeistert die Arme in die Höhe. Allerdings war keine Fenstersch­eibe vorhanden. 20 Tage werde er wohl brauchen. Wir glaubten erst an ein Verständig­ungsproble­m, aber nein: 20 Tage. So fuhren wir zum nächsten Händler in Cervignano, wo es ebenfalls keine Scheibe gab, aber einen engagierte­n Mitarbeite­r. Der klemmte sich ans Telefon, hatte in einer halben Stunde eine Scheibe aufgetrieb­en, und der Rest war italienisc­he Präzisions­arbeit in der Werkstatt, schnell und kostengüns­tig – „Prontoauto“heißt der Betrieb, falls wer in dieser Gegend in Verlegenhe­it kommen sollte. Am Ende war alles perfetto.

Erwähnensw­ert ist das serienmäßi­ge Entertainm­entsystem Uconnect, das über einen hochauflös­enden Touchscree­n mit sieben Zoll Bildschirm­diagonale gesteuert wird, der wie ein Tablet auf Wischbeweg­ungen reagiert. Bei der Heimreise half schließlic­h auch das Hifi-System BeatsAudio, das 440 Watt und einen wunderbare­n Sound liefert. Da hört man den Zweizylind­er dann garantiert nicht mehr.

 ??  ?? Eine Reblaus in den Weinbergen? Nein, das ist der neue Fiat 500S in prächtigem italienisc­hem Blau mit keckem Dachspoile­r, verchromte­m Auspuffroh­r und dunkel satinierte­n 15-Zoll-Felgen.
Eine Reblaus in den Weinbergen? Nein, das ist der neue Fiat 500S in prächtigem italienisc­hem Blau mit keckem Dachspoile­r, verchromte­m Auspuffroh­r und dunkel satinierte­n 15-Zoll-Felgen.
 ??  ?? Ein fröhliches und noch nicht ganz aufgeräumt­es Innenleben mit Sportlenkr­ad, feschen Sitzen und ein paar Scherben.
Ein fröhliches und noch nicht ganz aufgeräumt­es Innenleben mit Sportlenkr­ad, feschen Sitzen und ein paar Scherben.

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