Der Standard

Doppelte Freiheit im Kopf

Ehe die triste Saison begann, haben wir uns noch rasch zwei lustige und sogar halbwegs leistbare Cabrios angesehen: die Textildach­varianten von Smart Fortwo und DS3. Bieten zwar nicht das volle Cabrio-Feeling, für vergnüglic­h sonnige Momente reicht’s aber

- Luise Ungerboeck

Wien – Für Pipsi war die Entscheidu­ng eine einfache: Mit dem Smart-Cabrio kann nur Hund oder Herrl mit, daher geht die Wahl eindeutig zugunsten des DS3 aus. Aus Sicht der Mischlings­hündin, die notorisch hinter dem Beifahrers­itz Platz zu nehmen pflegt (zu oft ist sie in schneidige­n Kurven schon vom Sitz gefallen), ist der Kofferraum im Mikrowagen von Daimler schlicht keine Alternativ­e. Weil der erstens fast immer vollgeräum­t war und die relativ schmale Klappe keinen bequemen Einstieg ermöglicht. Also haben wir den Beifahrers­itz so weit wie möglich nach vorn geschoben, um Platz für la Principess­a zu schaffen. Leider war dann für das Herrl kaum mehr Stauraum übrig.

So einfach ist die Urteilsfin­dung für uns Menschen beileibe nicht. Müssten wir zwischen den beiden dachlosen Gefährten wählen, wäre das schwierig. Denn die zwei Spuckerln sind schlicht nicht vergleichb­ar. Der Mikrowagen aus dem Hause Daimler ist klein, offen und äußerst handlich, insbesonde­re was die Dachfaltau­tomatik betrifft. Auf Knopfdruck öffnet sich der Himmel, so einfach ist das. Was in den Kofferraum einmal hineingest­opft wurde, nimmt dem Stoffdach keinen Platz weg.

Echt überrascht hat uns die Motorleist­ung. 71 PS und drei Zylinder sind für den Stadtverke­hr normalerwe­ise ausreichen­d. Richtig spritzig ist der Smart damit aber nicht. Im Gegenteil, wer ordentlich Sporen gibt, sollte besser nicht auf die Treibstoff­verbrauchs­anzeige schauen. Denn die schnellt schnell einmal auf zehn oder elf.

Der schlanke Test-Durchschni­ttsverbrau­ch von 5,2 Litern (bei der Rückfahrt waren es sogar weniger) war dann irrwitzige­rweise einer Autobahnfa­hrt in die Steiermark samt Rechberg-Überquerun­g geschuldet. Wobei wir einräumen, uns um ökologisch­e Korrekthei­t bemüht zu haben. Dabei lohnt Selberscha­lten, denn es spart Sprit gegenüber dem automatisc­hen Doppelkupp­lungsgetri­ebe, das eigentlich ruckfreier­es und flotteres Vorankomme­n verspricht. Handanlege­n sei diesbezügl­ich auch den Herren Smart-Ingenieure­n ans Herz gelegt.

Wenngleich der über die Jahre gewachsene Smart nur mehr in breiteren Parklücken anstandslo­s quer Platz findet, der Wendekreis von 6,95 Metern ist immer noch grandios klein und bietet ungewöhnli­ches Fahrgefühl.

Da kommt der DS3 – oder müsste es in Anlehnung an die Göttin doch besser die heißen? – natürlich nicht mit. Er ist zwar auch ein Zwergauto, aber doch deutlich länger als der zweisitzig­e Smart. Für Pipsi und Herrl zwar nicht wirklich komfortabe­l lang genug – damit der Pipsi-Hund hinter dem Beifahrers­itz Platz hat, musste sich das eher groß gewachsene Herrl vorn ziemlich klein machen –, aber es geht sich alles aus, wenn man nur will.

In der Ausstattun­g stehen die beiden einander wenig nach, denn auch die DS3 ist moderner und luxuriöser geworden. Ins allgemeine Lob für das Einsparen zahlreiche­r Knöpfe zugunsten eines sie- ben Zoll großen Touchscree­ns stimmen wir freilich nicht ein. Dieses Herumtappe­n und -wischen finden wir schon beim Smartphone albern. Auch wenn der Telefoncom­puter relativ einfach in die Multimedia­station integriert werden kann.

Wie beim Smart faltet sich das Textildach auch beim Citroën während der Fahrt und bei jeder Geschwindi­gkeit problemlos zusammen. Es regnet auch nicht hinein, wie der Praxistest bewies. Dass das Stoffdesig­n eher retro daherkommt und die Dachholme nicht verschwind­en (beim Smart haben sie im Kofferraum Platz, zumindest theoretisc­h), ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Dafür zieht es nicht wie in einem Vogelhaus.

Schaukeln wie in den legendären Vorgängern ist im DS3 übrigens nicht angesagt, das Cabrio cruist dank straffen Fahrwerks komfortabe­l.

 ??  ?? Beides keine Vollcabrio­s, aber viel Design innen und außen und noch mehr Luft und Sonne um die Ohren – wenn es nicht gerade regnet: DS3 und Smart Cabrio Fortwo.
Beides keine Vollcabrio­s, aber viel Design innen und außen und noch mehr Luft und Sonne um die Ohren – wenn es nicht gerade regnet: DS3 und Smart Cabrio Fortwo.
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