Der Standard

Essen auf Rädern

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Der Kollege war beleidigt. „Wo ist das Problem? Ich fahr doch leer …“– dann nahm er das Kopfsteinp­flaster auf dem Michaelerp­latz. Voll. So wie die Randsteine zuvor. Ich fahre auch so. Nur: Ich habe keinen schwarzros­a Styroporwü­rfel am Rücken. Der Kollege schon: Der Würfelranz­en ist Transportb­ehältnis und Trademark von Foodora. Foodora ist die Bobo-Version von Essen auf Rädern: Futter aus dem angesagten Beisl vom Bike-Boten. Gegen Aufpreis – und geschüttel­t.

Ob ich Foodora-Kunde sei, hatte der Fahrer an der Ampel gefragt. Ich stellte Gegenfrage­n: Ob er wisse, wie KartonPizz­a nach Treppenfah­rt aussieht. Wie Suppenbech­er auf knackige Fuzo-Passantens­laloms reagieren. (Abgesehen von dem, was Passanten davon halten.) Wie sehr kohlensäur­ehaltige Getränke harten Stop-and-go-Fahrten schätzen. Oder wie jede vorsichtig und aufrecht in eine Kiste gestellte Speise aussieht, wenn die Kiste zum Rucksack wird – und dessen Träger am Rad ständig zwischen aufrechter, Renn- und Downhillpo­sition wechselt.

„Also: Nein“, zog der Fahrer den falschen Schluss: Ich kenne nämlich die Antworten auf obige Fragen. Und habe mein Konsumverh­alten dementspre­chend adaptiert. Der Fahrer kalmierte: „Das war vielleicht früher so! Zum Kunden fahren wir heute voll zivil!“Er bunnyhoppt­e auf den nächsten Gehsteig, war dahin – und versäumte meinen letzten Satz: „Und wer sagt das dem potenziell­en Kunden? Der sieht nur, wie du mit hüpfendem Rucksack übers Pflaster fetzt, in jede zweite Kurve driftest – und soll dann bei dir was anderes als Brei bestellen?“(rott)

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