Auf ein Schnitzel mit Sebastian Prödl
Seit Jänner spielt Michael Madl (28) bei Fulham in der zweiten englischen Liga. Der Steirer will sich seinen Stammplatz zurückholen. Im altehrwürdigen Craven Cottage zu spielen sei „ein geiles Feeling“. Und wenn Zeit bleibt, trifft er sich in London mit L
London/Wien – Die Backsteinfassade im Westen Londons ist ein romantischer Anblick. Sie gehört zu Craven Cottage, dem Stadion des FC Fulham. „Ich wohne ganz in der Nähe“, sagt ÖFB-Legionär Michael Madl. Im Jänner ist der Innenverteidiger von Sturm Graz in die Championship, die zweithöchste englische Spielklasse gewechselt. Durchschnittlich hat Fulham rund 18.000 Zuschauer. Dort zu spielen sei „ein geiles Feeling, weil es sehr eng ist zwischen Spielfeld und Tribüne. Man ist teilweise nur einen Meter von den Zusehern entfernt.“Organisierte Unterstützung gibt es nicht, dafür Szenenapplaus für gutes Tackling. „Stimmung machen in der Regel die Auswärtsfans.“
Um in der Liga, in der es kampfbetont zugeht, zu bestehen, musste Madl körperlich zulegen. „Wenn man nicht am Limit spielt oder sich nicht weiterentwickelt, hat man es schwer.“Der ExSturm-Kapitän hat sich offenbar flott weiterentwickelt, Madl war auf Anhieb Stammkraft. In seiner ersten Halbsaison auf der Insel erzielte er ein Tor und bereitete zwei Treffer vor, er brachte es in 18 Spielen auf 13 Einsätze.
Weil die abgelaufene Spielzeit für Fulham dennoch enttäuschend verlaufen war, der Klub hatte Rang 20 belegt, baute Trainer Slaviša Jokanović im Sommer kräftig um. „Wir haben beinahe die halbe Mannschaft ausgetauscht“, sagt Madl. Ihn nicht, der 28-Jährige spielte fünf Runden en suite über 90 Minuten. Nach fünf Runden rangierten die Whites auf dem zweiten Tabellenplatz. „In der Championship kann es allerdings schnell gehen“, sagt Madl – auch bergab. Gegen Birmingham City setzte es Gelb-Rot, Madl verschuldete einen Elfmeter, und Fulham schlitterte in die erste Saisonniederlage. Seither sind die Londoner ohne Sieg. Nach elf Runden ran- gieren sie auf Platz 14. „Wir spielen eigentlich gleich wie davor“, sagt der Steirer. Gleich spielen heißt mit viel Ballbesitz, „so wollen wir Chancen von hinten heraus kreieren“. Madl und vier seiner Teamkollegen liegen in den Top Ten der besten Passspieler der Liga. Die Qualität im Kader stimme. „Aber teilweise ist es schwierig, Spiele zu gewinnen. Wenn man vorn in der Gefahrenzone nicht eiskalt ist und der Gegner tief drinnen steht.“Im Gegensatz zum Saisonauftakt nütze sein Team nicht mehr die Chancen. „Und hinten haben wir ein, zwei Tore zu einfach bekommen.“
Neue, starke Konkurrenz
Seit seiner Sperre sitzt Madl vorwiegend auf der Bank. Ende August kam der isländische Abwehrchef Ragnar Sigurdsson frisch zur Mannschaft. „Er ist spielerisch eine Bereicherung“, sagt Madl, „und ein gemütlicher Typ.“Der Abwehrriegel ist der neue Fixstarter in der Innenverteidigung. Madl stand zuletzt lediglich in einem Ligaspiel auf dem Feld, musste aber vorzeitig runter, die Wade zwickte. „Aber ich habe auch nicht gut gespielt.“Er müsse nun im Training Gas geben und auf seine Chance warten.
Bei Fulham steht einmal pro Tag eine längere Trainingseinheit auf dem Plan, der Fokus liegt auf Regeneration. „Man muss jeden zweiten oder dritten Tag bereit sein, 90 Minuten zu gehen.“Am Morgen gibt es Frühstück im Trainingszentrum, danach warten Videoanalysen und Kraftkammer. Und ein gemeinsames Mittagessen. Zum Trainingszentrum hat es Madl nicht weit.
Von den klassischen Touristenzielen hat er noch nichts gesehen. „Ich bin keiner, der vor Big Ben oder London Eye steht und Fotos macht, eher bin ich in einem Bezirk unterwegs und trinke einen Kaffee.“Oder er trifft sich mit den Legionärskollegen Sebastian Prödl und Konstantin Kerschbaumer zum Essen. „Es gibt ein österreichisches Lokal, wo wir Schnitzel essen.“Als Zuseher geht der 28Jährige selten ins Stadion. „Ich bin manchmal froh, wenn ich auf der Couch liegen und vom Fußball abschalten kann.“
Dass sein Exverein Sturm Graz just nach seinem Abgang die Tabelle in Österreich anführt, ist ihm natürlich nicht entgangen. „Ich hoffe, sie stehen auch nach 36 Runden ganz oben – dann fliege ich extra zur Meisterfeier nach Graz.“