Der edle reiche Stiftungsrat
Kein Zweifel: Hans Peter Haselsteiner ist ein cooler Typ. Wenn er hemdsärmelig erklärt, wie er es persönlich mit Luxus und Reichtum hält, muss man ihn sympathisch finden: „Es ist keine Schande, reich zu werden, aber eine Schande, reich zu sterben“, erklärte er Mittwochabend im Fernsehen, warum er mit seinem Geld Sozialprojekte und Kunst und Kultur fördere.
Eigenartig war allerdings, wo er dies erzählte. Luxus und mehr heißt die gut fünf Minuten lange Sendung auf ORF 2. Nach dem Motto „Tue Gutes, und rede darüber“befasste man sich im Stil einer Belangsendung fast einzig mit dem Phänomen Haselsteiner. Fast. Denn ein kurzer Teil der Sendezeit widmete sich anfangs auch der Verschwendungssucht anderer Reicher. Yachten, eigens angefertigter Schmuck und Ähnliches wurden als funkelnde Beispiele des süßen Lebens ge- zeigt, Juweliere erzählten vom vielzitierten Kunden aus Russland, bevor man endlich zum edlen Reichen – also Haselsteiner – umschwenkte.
Abgesehen davon, dass man sich fragt, wer unter den Programmmachern sich eine Luxussendung in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit einfallen lässt, bleiben noch andere Fragen offen, etwa: Warum erwähnte man beim Aufzählen aller guten Taten Haselsteiners nicht auch, dass der Mann ORF-Stiftungsrat ist? Hat man wahrscheinlich vergessen. Wen interessiert das schon? Oder dass er für den wiedergewählten Generaldirektor Alexander Wrabetz gestimmt hat?
Aber vielleicht könnte man das zum Anlass nehmen, über eine neue Miniserie nachzudenken, die den Gebührenzahlern den ORF besser erklärt. Stiftungsräte und mehr könnte sie heißen. Das gäbe noch 34 sicher spannende Folgen her. pderStandard. at/TV-Tagebuch