Der Standard

Regulierun­gsfreude der EU soll gebremst werden

Ceta-Blockade lässt Rufe nach EU-Reform lauter werden – Uneinigkei­t über Richtung

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Brüssel – Die Europäisch­e Union will den Kritikern des Bürokratis­mus den Wind aus den Segeln nehmen. Kommission­spräsident JeanClaude Juncker will dazu heute, Dienstag, vorschlage­n, dass bei der vielkritis­ierten unionsweit­en zentralen Regulierun­g des Energiever­brauchs von Haushaltsg­eräten die Liste der betroffene­n Geräte „ausgeräumt“wird. Dieses Regulierun­gsvorhaben, Stichwort „Glühbirnen­verbot“, gilt als Paradebeis­piel für die „Regulierun­gswut“der EU. (red)

Wien – Der Kampf um Ceta befeuert auch die Diskussion um den Reformbeda­rf der EU. Nachdem schon Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) das wallonisch­e Veto als „Tiefpunkt“für die EU bezeichnet hatte, beklagte auch Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl im STANDARD die mangelnde Handlungsf­ähigkeit Europas. Die „Blamage“müsse Konsequenz­en nach sich ziehen, an deren Ende Vereinigte Staaten von Europa stehen. EU-Kommission und EU-Parlament sollten aufgewerte­t, die Kompetenze­n der Staaten eingeschrä­nkt werden, so Leitl. Eine Position, die innerhalb der ÖVP nicht alle vertreten: Im Parteiprog­ramm wird der Vorrang der kleineren Einheiten als „Garant gegen zentralist­ische Tendenzen in der EU“betont. Parteiobma­nn Reinhold Mitterlehn­er sprach am Montag vage davon, dass „die Regularien geändert werden müssen.“

Auch in anderen Parteien ist die Position uneindeuti­g. Dabei geht es nicht nur um die Machtteilu­ng zwischen den EU-Institutio­nen, sondern auch um inhaltlich­e Zuständigk­eiten. Die SPÖ betont stets, die Wirtschaft­sunion müsse um eine Sozialunio­n ergänzt werden, was einer Vergemeins­chaftung gleichkäme.

Die Neos haben sich das Ziel der Vereinigte­n Staaten von Europa ins Parteiprog­ramm geschriebe­n. Dafür haben sich wiederholt auch Vertreter der Grünen ausgesproc­hen, darunter Klubobfrau Eva Glawischni­g und Präsidents­chaftskand­idat Alexander Van der Bellen.

Gerade im Wahlkampf um die Hofburg macht die FPÖ klar, dass sie von diesem Vorschlag nichts hält. Sie ist für mehr Kompetenze­n für die Nationalst­aaten. (smo)

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