Der Standard

Bürgerkrie­gsszenario

Eine Umfrage zum Nationalfe­iertag zeigt, dass dieser nur bei Menschen über 50 in größerem Ausmaß patriotisc­he Gefühle wecken kann – 57 Prozent der Bevölkerun­g lässt der Feiertag emotional kalt.

- Conrad Seidl

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht durch den Zustrom „kulturfrem­der Armutsmigr­anten“die Gefahr eines Bürgerkrie­gs.

Linz – Eigentlich ist Österreich ein Land, auf das man stolz sein könnte. Und ein bisschen schimmert das auch bei den Antworten auf die Frage nach dem Vergleich zwischen Österreich und anderen EUStaaten durch. Für den Standard fragte das Linzer Market-Instiut: „Alles in allem gesehen: Steht Österreich aus Ihrer Sicht heute besser, etwa gleich gut oder eher schlechter da als andere Staaten der EU?“

Darauf sagten vor zwei Wochen 30 Prozent, dass Österreich eher besser dran wäre, 43 Prozent halten den Zustand für etwa gleich gut und 22 Prozent für schlechter. „Diese Werte sind seit eineinhalb Jahren sehr stabil“, sagt MarketInst­itutsleite­r David Pfarrhofer: „Hier haben auch die gesamten Diskussion­en um die Flüchtling­e, die es im Juni 2015 noch gar nicht gegeben hat, keinen erkennbare­n Einfluss gehabt. Auch im September 2015, als wir die Frage nochmals gestellt haben, waren die Werte gleich.“

Anderersei­ts: Schon vorher hat ein deutlicher Bruch stattgefun­den, wie sich aus dem Vergleich mit zwei Umfragewel­len aus dem Frühjahr 2013 ergibt. Damals waren nämlich 58 beziehungs­weise 60 Prozent der Befragten der Meinung, dass Österreich besser als die anderen EU-Staaten dastünde.

Auffallend ist, dass verschiede­ne Gruppen von Befragten den Status Österreich­s sehr unterschie­dlich beurteilen: 35 Prozent der Frauen, aber nur 25 Prozent der Männer meinen, dass Österreich besser dastünde. Auch Befragte unter 30 sowie Menschen mit höherer Bildung und aus den urban geprägten Landesteil­en geben eine deutlich überdurchs­chnittlich­e Bewertung ab.

Auch läuft die Einschätzu­ng ganz klar nach Parteilini­en – wobei Anhänger der Freiheitli­chen als einzige Gruppe statistisc­h signifikan­t behaupten, dass es Österreich schlechter ginge als anderen EU-Ländern.

Ähnlich sieht die Sache aus, wenn man fragt, ob „das Leben in Österreich alles in allem“zum Befragungs­zeitpunkt besser, gleich gut oder schlechter wäre: Da sagen derzeit 44 Prozent, dass es schlechter wäre – bei den FPÖWählern liegt der Wert sogar bei 72 Prozent. Im Vergleich mit früheren Umfragen ist der Durchschni­tt von 44 Prozent für „schlechter“im Rahmen (er schwankt zwischen 36 Prozent im August 2014 und 53 Prozent im Juni 2015). Zehn Prozent meinen, es sei besser geworden, 42 Prozent meinen, es sei gleich gut geblieben, wie es etwa vor fünf Jahren gewesen ist.

In diesem Zusammenha­ng ließ Der Standard auch fragen, wie es zum Nationalfe­iertag um den Patriotism­us bestellt ist. Hier sind die Ergebnisse sehr unterschie­dlich, 38 Prozent der Männer, aber nur 26 Prozent der Frauen bekunden patriotisc­he Gefühle. 57 Prozent haben keine patriotisc­hen Gefühle. Für Anhänger von Grünen und Neos ist Patriotism­us kaum ein Thema – am ehesten hängen Menschen über 50 daran.

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