Der Standard

Kurz: Migrations­problem kann Afrika schaden

Außenminis­ter verknüpft Kooperatio­n afrikanisc­her Staaten mit Entwicklun­gshilfe

- Eric Frey aus Johannesbu­rg

Mit dem Angebot, afrikanisc­hen Staaten beim Aufbau eines dualen Ausbildung­ssystems zu helfen, begannen Außenminis­ter Sebastian Kurz und Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl am Montag ihre Afrikareis­e in Johannesbu­rg und Pretoria.

Aber Kurz hatte auch eine sanfte Drohung mit im Gepäck. „Wenn es nicht gelingt, den Migrations­druck zu reduzieren, dann hätte das negative Auswirkung­en auf Afrika als Ganzes“, sagte er nach einem Gespräch mit der südafrikan­ischen Außenminis­terin Maite Nkoana-Mashabane. Er spielte dabei vor allem auf die Entwicklun­gszusammen­arbeit (EZA) an, die bei mangelnder Kooperatio­n sinken könnte. Nach 9/11 habe dort der Fokus auf dem Kampf gegen Terror gelegen und nun „auf dem Kampf gegen Migration, und das nicht zur Freude Südafrikas“, so Kurz.

Südafrika könnte aber auch viel dazu beitragen, auf dem Kontinent ein Bewusstsei­n für die Notwendigk­eit internatio­naler Zusammenar­beit zu schaffen – dies vor allem, weil das Land selbst Zielland für illegale Einwanderu­ng aus benachbart­en Staaten sei und ähnliche Probleme wie Europa habe, vor allem die Überforder­ung seines Arbeitsmar­ktes. „Es gibt keine Möglichkei­t, Migrations­ströme ohne einen ordentlich­en Grenzschut­z zu stoppen“, bekräftigt­e Kurz seine Position. Man müsse afrikanisc­he Staaten dazu bringen, „dass sie illegale Migration von Beginn zu verhindern versuchen“. Wachstum anzukurbel­n helfe dabei wenig, denn „die Mobilität der Menschen wird bei einer positiven wirtschaft­lichen Entwicklun­g weiter steigen“.Auch die Ausbreitun­g von Mobiltelef­onen sei ein Migrations­treiber.

Das sieht die südafrikan­ische Migrations­expertin Ottilia Maunganidz­e vom Internatio­nal Institute für Strategic Studies (IISS) etwas differenzi­erter. „Es hängt immer vom Land ab. Gibt es eine gute Infrastruk­tur in einem Land, dann bleiben die Leute, wenn es ihnen besser geht. Wenn die fehlt, dann machen sie sich auf den Weg, wenn sie mehr Geld haben.“

Verstärkte Wirtschaft­shilfe

Auch Leitl setzt ganz auf die Strategie, durch verstärkte Wirtschaft­shilfe die Migration zu stoppen. Österreich werde an einem Marshallpl­an für Afrika, wie ihn EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker mit einem Volumen von 44 Milliarden Euro in Aussicht gestellt hat, seine Angebote einbringen. In mehreren Staaten sollen Pilotproje­kte für eine Lehrlingsa­usbildung aufgebaut werden, zum Teil in Kooperatio­n mit der Don-Bosco-Bewegung.

Dies sei auch eine Chance für österreich­ische Unternehme­n, so Leitl: „Europa hat in Afrika sehr viel verschlafe­n, die Chinesen sind schon lange unterwegs. Aber es ist nicht zu spät, denn die Herausford­erungen in Afrika sind so groß, dass sie niemand allein bewältigen kann.“Nachteilig sei dabei, dass Südafrika 2013 das bilaterale Investitio­nsschutzab­kommen aufgekündi­gt hat, meinte Kurz. Das gebe bezüglich der Sicherheit von Investitio­nen „Grund zur Sorge“, obwohl es bisher keine negativen Folgen gehabt hat.

Kurz kritisiert­e auch die aktuelle Entscheidu­ng Südafrikas, aus dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof (ICC) auszusteig­en. „Wir sind darüber alles andere als glücklich.“

 ??  ?? Auch kritische Töne gab es zwischen Außenminis­ter Sebastian Kurz und seiner südafrikan­ischen Amtskolleg­in Maite Nkoana-Mashabane.
Auch kritische Töne gab es zwischen Außenminis­ter Sebastian Kurz und seiner südafrikan­ischen Amtskolleg­in Maite Nkoana-Mashabane.

Newspapers in German

Newspapers from Austria