Türkei schaltete sich militärisch in Kämpfe um Mossul ein
Mossul – Vor gut einer Woche, am 17. Oktober, hatten irakische Soldaten und kurdische PeschmergaKämpfer mit Unterstützung der Anti-IS-Koalition eine lang erwartete Offensive zur Rückeeroberung der nordirakischen Stadt Mossul aus den Händen der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) gestartet. In der ersten Woche seien 32 Einsätze geflogen und 1776 Bomben abgeworfen worden, berichtete der US-Koalitionssprecher John Dorrian am Montag. Laut dem Sonderbeauftragten der US-Regierung für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, wurden bisher „alle Ziele erreicht“.
Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hatte auf eine türkische Beteiligung an dieser Offensive gepocht, was aber vom irakischen Premier Haider al-Abadi vehement zurückgewiesen wurde.
Nachdem Sonntagabend der türkische Premier Binali Yildirim dann doch eine Militärbeteiligung verkündet hatte, bestätigte dies am Montag auch Außenminister Mevlüt Çavuşoglu: Ankara werde eine aktivere Rolle als bisher im Kampf gegen die kurdische Rebellengruppe PKK im Irak spielen.
IS-Angriff zurückgeschlagen
Kurdische Kämpfer schlugen indes am Montag einen Angriff des IS auf die Region Sinjar zurück, in der vor allem Jesiden leben. Offenkundig sollten damit irakische Streitkräfte von ihrer Offensive auf Mossul abgelenkt werden. Beendet wurde mittlerweile der Angriff des IS auf die Stadt Kirkuk, berichtete das irakische Militär. (red)
Gut, dass es die Peschmerga gibt, die Miliz der autonomen kurdischen Regierung im Nordirak, mit der Ankara wenigstens kann: Die Peschmerga haben der türkischen Regierung das Gesicht wahren geholfen, als es 2014 um den Kampf in Kobane ging. Die türkische Regierung hatte beim Sturm der Terrormiliz IS auf die syrische Grenzstadt lang zugeschaut und am Ende dann die Peschmerga über türkisches Gebiet zu Hilfe kommen lassen.
Heute, zwei Jahre später, will die türkische Regierung unbedingt beim Angriff auf den IS in Mossul im Nordirak dabei sein. Gegen den erklärten Willen der irakischen Zentralregierung. Die Peschmerga aber, die vor Mossul kämpfen, taten den Türken den Gefallen und haben sie nun ein erstes Mal um militärische Unterstützung gebeten.
Rund 60 Staaten zählt die Koalition gegen den IS. Die Türkei ist eines der wichtigeren Mitglieder. Doch mit politischen Einzelgängern ist schwer umzugehen. Je nach Bedarf spielt Ankara die Karte des Terrorismusbekämpfers, Sunniten-Schützlings, der eindämmenden Kraft gegen die Kurden oder des Imperialismusopfers, das vor 100 Jahren um seine Besitzstände im Irak und in Syrien gebracht worden war. Ziemlich viel für einen Verbündeten, der nur helfen soll, dem IS den Garaus zu machen. Dass der türkische Präsident nun auch den Aleppo-Bomber Putin als „meinen Freund“hofiert, dessen Unterstützung er im Kampf gegen den Terrorismus brauche, erschwert die Sache noch.