Strache befürchtet Bürgerkrieg und Zensur
Im Angesicht vieler Bedrohungen hielt der FPÖ-Chef eine vorgezogene Rede zum Nationalfeiertag
Wien – Der Ort passte zur Stimmung: Eng ist der Innenhof des Palais Epstein, von hohen Fassaden umfasst, und umzingelt fühlen sich die Freiheitlichen auch politisch. Ausgiebig widmete sich Parteichef Heinz-Christian Strache bei seiner „Rede an die Nation“jenen dunklen Kräften, die blaue Erfolge zu vereiteln versuchten.
Da sei einmal „die Bevormundung der Bürger“durch „gekaufte Medien“. Kritik der FPÖ werde „ins Lächerliche“gezogen, ja, sogar kriminalisiert. „Subtil“und „heimtückisch“laufe die „Unter- drückung“durch „selbsternannte Moralrichter“im Gewand der Political Correctness ab.
Nichts anderes sieht Strache in der Kritik an seiner FacebookSeite wegen hetzerischer Kommentare. Hasspostings hätten dort nichts verloren, gelobt er, doch die nun angelaufene Kampagne sei „brandgefährlich“, zumal sich diese als „staatlich unterstütze Zensur“entpuppen könnte.
Der „rot-schwarzen Stillstandskoalition“wirft der Oppositionelle vor, „die Auflösung nationalstaatlicher Souveränität durch die Hintertür“zu betreiben, indem sie die transatlantischen Freihandelsabkommen Ceta und TTIP durchdrücke. Und dann sei da noch die „kriminelle Flüchtlingspolitik der deutschen Bundeskanzlerin“, für Strache „nicht nur die mächtigste, sondern auch die gefährlichste Frau Europas“. Angela Merkel habe den „Startschuss zur größten Völkerwanderung seit Jahrhunderten“gegeben, mit fatalen Folgen: „Durch den ungebremsten Zustrom von kulturfremden Armutsmigranten, die in unsere Sozialsysteme einsi- ckern“, werde das gesellschaftliche Gefüge in seinen Grundfesten erschüttert – „und das macht mittelfristig einen Bürgerkrieg nicht unwahrscheinlich“.
Von der Kritik der Evangelischen Kirchen am Plakatslogan des Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer („So wahr mir Gott helfe“) lassen sich weder Strache noch Generalsekretär Herbert Kickl beirren. Letzterer argumentiert: Dabei werde der Name des Herrn genauso wenig missbraucht, wie wenn jemand „Grüß Gott“oder „Gott sei Dank“sagt. (jo)