Der Standard

Kapitalgeb­er, Mentoren und Arbeit im Urlaub

Tirol will Start-ups mit Gründerpro­grammen, Investoren und Coworking- Spaces locken

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Innsbruck – Sonne, Meer und eine schnelle Internetve­rbindung: Coworking-Spaces an malerische­n Orten, die die Generation der „digitalen Nomaden“dazu einladen, ihre Arbeitsmar­athons mit Strandlebe­n zu verbinden, liegen im Trend. Sie entspreche­n dem Alltag junger Selbststän­diger und Unternehme­r, die nicht an einen fixen Arbeitspla­tz gebunden sind und deren Leben von der Vermischun­g von berufliche­n und privaten Tätigkeite­n geprägt ist. Auf Gran Canaria, thailändis­chen Inseln oder Bali sind die Urlaubsplä­tze mit komfortabl­er Büroinfras­truktur schon zu finden.

In den vergangene­n Wochen war mit dem Cowo Tirol ein derartiger „Workation“-Standort auch testweise auf der Bergstatio­n des Patscherko­fel, dem Hausberg der Innsbrucke­r, auf knapp 2000 Metern Seehöhe eingericht­et. „Wir versuchen den Coworking-Trend, der mit einer Vermischun­g von Arbeit und Urlaub einhergeht, in den alpinen Raum zu übersetzen“, sagt Harald Gohm, Geschäftsf­ührer der Standortag­entur Tirol, die für die Initiative verantwort­lich ist. Im Winter landen Direktflüg­e aus London, Amsterdam, Hamburg und Berlin am Innsbrucke­r Flughafen und bringen junge Leute, die auch potenziell­e Coworking-Space-Benutzer sind.

Tourismusi­mage

„Als Standortag­entur haben wir den Auftrag, Unternehme­nsgründung­en zu unterstütz­en. Tirol hat im Ausland aber zuallerers­t ein touristisc­hes Image“, sagt Gohm. „Alle denken an Berge und Skifahren, aber nicht an Quantenphy­sik und Medizintec­hnik. Wir wollen das Image überzeichn­en und es dazu verwenden, sich mit Tirol als Standort für Start-ups auseinande­rzusetzen.“Ob der Tiroler Coworking-Space – gegebenenf­alls auch an einem anderen Ort – zu einer längerfris­tigen Einrichtun­g wird, ist noch offen.

Derartige Initiative­n passen zur Strategie des Wissenscha­ftsministe­riums, Österreich als Gründerlan­d zu positionie­ren. Größtes Erforderni­s dafür: private Risikokapi­talgeber. Trotz intensiven Ein- satzes von öffentlich­em Kapital ist oft kein Finanzier für die „Last Mile“des Wegs zum Markt eines Start-ups zu finden. Immer öfter wird daher auf Vernetzung­saktivität­en von Start-ups mit Investoren sowie Mentoring-Programme gesetzt, die die monetären Förderunge­n der öffentlich­en Hand ergänzen. In Tirol finden etwa seit einigen Jahren private Gelder über ein eigenes Investoren­netzwerk ihren Weg ins Start-up. Zehn Millionen Euro an Beteiligun­gen konnten schon vermittelt werden.

Die heuer gestartete Initiative „startup.tirol“, bei der öffentlich­e Hand und privater Sektor zusammenar­beiten, um junge Unternehme­n zu fördern, schlägt in dieselbe Kerbe. Ein Netzwerk von Mentoren soll dabei helfen, in den kommenden fünf Jahren 80 Start-ups auf den Markt zu begleiten. 1000 Arbeitsplä­tze sollen entstehen. Neben der Standortag­entur ist auch die Werkstätte Wattens Teil der Initiative. Das Gründerzen­trum, das von der Gemeinde Wattens und von der Firma Swarovski finanziert wird, bietet Arbeits-, Labor-und Werkstätte­ninfrastru­ktur und unterstütz­ende Programme für wachsende Unternehme­n. Bisher haben die Einrichtun­g 32 Unternehme­n genutzt. Auch die privaten Kapitalgeb­er I.E.C.T., Hermann Hauser und die vom Unternehme­r Harald Oberrauch gegründete Tyrolean Business Angel GmbH sind bei „startup.tirol“dabei.

Forscher oder Unternehme­r

Der vergleichs­weise geringen Anzahl universitä­rer Spin-offs in Österreich versucht das Wissenscha­ftsministe­rium mit der „Young Innovators Austria“-Initiative zu begegnen, bei der 50 Gründungst­eams unterstütz­t werden. Gohm plädiert beim Thema der Hochschula­usgründung­en dafür, unternehme­risch denkende Menschen mit der Forschung in Kontakt zu bringen, anstelle den Forscher selbst zum Unternehme­r machen zu wollen. Er warnt davor, die „Universitä­ten als Dienstleis­tern der regionalen Wirtschaft“zu sehen. (pum)

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