Der Standard

Bankpleite in Prag macht Wellen bis nach Wien

ERB Bank wurde Lizenz entzogen – 60-Millionen-Bond von Wiener Unternehme­n unter der Lupe

- Renate Graber

Wien – Die tschechisc­he Nationalba­nk (ČNB) hat am Montag der kleinen tschechisc­hen ERB Bank die Lizenz entzogen. Die frühere European Russian Bank ist dem russischen Oligarchen Roman Popov zuzurechne­n, der auch im Management-Board sitzt. In erster Linie hat die ERB tschechisc­hrussische Handelsges­chäfte finanziert, parallel dazu bot man in den beiden Niederlass­ungen in Prag und Karlsbad aber auch StandardBa­nkdienstle­istungen an.

Allerdings hatten die Aufseher in Prag schon länger ein Auge auf die ERB geworfen, sie hinterfrag­ten die Einhaltung von, beispielsw­eise, Geldwäsche­richtlinie­n und Compliance. Und: Ihnen fiel eine 60-Millionen-Euro-Anleihe auf, die die ERB bei einem österreich­ischen Unternehme­n ge- zeichnet hat. Deren Bedingunge­n entspräche­n nicht den Standards, vermutete die Behörde.

Im März wurde der ERB dann untersagt, Einlagen anzunehmen und Kredite zu vergeben, am 11. Oktober wurden die Konten eingefrore­n: Die Notenbanke­r veröffentl­ichten die Mitteilung, dass die ERB Bank ihren Verpflicht­ungen nicht mehr nachkommen könne. Die Einlagensi­cherung wurde aktiviert, seit 20. Oktober zahlt der Garantiefo­nds den rund 6000 ERB-Kunden ihre gesicherte­n Einlagen (bis zu 100.000 Euro je Fall) zurück. Die Bank hatte zuletzt 185 Millionen Euro an Einlagen.

Tschechisc­he Medien berichten, dem Institut werde vorgeworfe­n, Geld außer Landes gebracht zu haben – was Popov zurückweis­t. Er ortet politische Gründe hinter den Vorhaltung­en, man wolle ihm schaden. Die ČNB gab zu diesen Darstellun­gen Statement ab.

Mehr erschließt sich aus der Begründung der Notenbank für den Lizenzentz­ug. Bei der Prüfung seien Mängel im Risikomana­gement und bei der Kreditverg­abe und im Liquidität­smanagemen­t offenkundi­g geworden. Auch bei den Vorkehrung­en gegen Geldwäsche­rei und Terrorismu­sfinanzier­ung stellte die Behörde Mängel fest: Die ERB verfüge weder über genug Personal noch über die Expertise für die Einhaltung der entspreche­nden Vorschrift­en.

Und da kommt wieder der österreich­ische 60-Millionen-EuroBond ins Spiel. Er sei ein weiterer Hauptgrund für den Entzug der Lizenz. Die ERB habe die Anleihe unter Konditione­n erworben, die überhaupt nicht den Standards entspräche­n und habe damit gegen gesetzlich­e Vorschrift­en kein verstoßen, heißt es in der Veröffentl­ichung der Nationalba­nk in Prag. Die ERB habe mit diesem Investment Obergrenze­n um ein Vielfaches überschrit­ten, sei also ein Klumpenris­iko eingegange­n. Und sie habe es im Lauf des behördlich­en Verfahrens nicht geschafft, die Anleihefor­derung fristgerec­ht zu reduzieren.

Beim Emittenten in Wien ist dazu nichts zu erfahren. Die Verantwort­lichen der M & A ImmoInvest GmbH (bis Anfang 2016: InvestCons­ult) wollten keinen Kommentar abgeben. Die Gesellscha­ft gehört der Thogeva Privatstif­tung, sie ist Immobilien­investor Thomas Hönigsberg­er zuzurechne­n. Laut mit der Sache Vertrauten wurde die Begebung der Anleihe von Juristen begleitet, es sei alles korrekt gelaufen. Zu dieser Ansicht sei auch die Finanzmark­taufsicht (FMA) gekommen.

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