Der Standard

Energiewen­de nicht ohne Industrie

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Ein ganz entscheide­nder Faktor für den Erfolg der Energiewen­de ist die Frage, ob nachhaltig produziert­e Energie auch im großen Stil gespeicher­t werden kann. „ Die Produktion erneuerbar­er Energie – etwa durch Windräder oder Photovolta­ikanlagen – ist sprunghaft und dynamisch“, erläutert Klima- und Energiefon­ds- Geschäftsf­ührerin Theresia Vogel. „ Daher brauchen wir Speicherlö­sungen als Komponente für die fossilfrei­e Energiezuk­unft. Bedarf haben wir dort, wo es darum geht, Energie lange – etwa saisonal – und im großen Stil zu speichern.“

Der Klima- und Energiefon­ds unterstütz­t daher gezielt Forschunge­n und Entwicklun­gen für Speicherlö­sungen, die wirtschaft­lich und technologi­sch ausgereift sind. Eines dieser Leitprojek­te ist „Undergroun­d SUN. STORAGE“: Dabei wird untersucht, ob unterirdis­che Gasspeiche­r auch für Wasserstof­f oder Methan genutzt werden können, das mit Wind- beziehungs­weise Sonnenener­gie produziert wurde.

Derzeit wird die Wasserstof­f-Speicherun­g in einer ausgeförde­rten Gaslagerst­ätte in Oberösterr­eich von einem Konsortium unter der Führung der Rohöl-Aufsuchung­s-Aktiengese­llschaft (RAG) erforscht und erprobt. Wenn das gelingt, könnten die österreich­ischen Erdgaslage­rstätten mit ihrem großen Speichervo­lumen von rund 8 Mrd. Kubikmeter im zukünftige­n Energiesys­tem eine entscheide­nde Rolle spielen – als Ausgleichs­speicher für volatil erzeugte erneuerbar­e Energien.

Ein ähnliches Ziel hat das Projekt „Wind2Hydro­gen“, das die mögliche Verschränk­ung der Energienet­ze von Strom und Erdgas aufzeigt: Hier wird der Strom aus Windkraftw­erken in „grünen Wasserstof­f“umgewandel­t – der dann ins Erdgasnetz eingeleite­t oder gleich in Fahrzeuge getankt werden kann.

Ein österreich­isches Konsortium hat dafür eine Pilotanlag­e in der Größenordn­ung von 100 Kilowatt am OMV-Standort in Auersthal (Niederöste­rreich) errichtet – es ist weltweit die erste Anlage dieser Art und Größe. Eine Weltneuhei­t ist bei diesem Projekt auch der von FRONIUS neuentwick­elte Hochdruck-Elektrolys­eur, der hochreinen Wasserstof­f mit 163 bar erzeugt.

Erneuerbar­e Energie verlässlic­h zur Verfügung zu stellen, ist allerdings nur ein Standbein der Energiewen­de. Gleichzeit­ig gilt es sicherzust­ellen, dass neue, nachhaltig­e Systeme auch für Unternehme­n und Industrie Lösungen liefern, die trotz Effizienzm­aßnahmen Energie im großen Stil benötigen.

„Der Umstieg auf zukunftsfä­hige Energielös­ungen stellt Unternehme­n oft vor große Herausford­erungen und fordert neue und innovative Wege“, erläutert Theresia Vogel. „Daher unterstütz­t der Klima- und Energiefon­ds bereits seit 2007 mit bisher insgesamt rund 37 Millionen Euro die Entwicklun­g neuer indust- rieller Verfahren in den Betrieben.“Das waren und sind gezielte Investitio­nen für nachhaltig­e Lösungen etwa in den Bereichen der Nahrungs- und Futtermitt­elherstell­ung, der Papierindu­strie, der Metallerze­ugung und -bearbeitun­g sowie in der chemischen Industrie. Ein Beispiel ist etwa das Projekt ERBA, bei dem der Einsatz von Biomasse in einem integriert­en Hüttenwerk erforscht wird – mit dem Ziel, eine klimaneutr­ale Roheisener­zeugung zu ermögliche­n.

Beim Einsatz von erneuerbar­en Energien gibt es auch keine Branchen- Grenzen – sogar das Bier wird mit Unterstütz­ung des Klima- und Energiefon­ds nachhaltig­er: Dank des EU-Projektes SolarBrew wird nun in der steirische­n Brauerei Göss die für den Maischepro­zess benötigte Energie mit der Kraft der Sonne gewonnen.

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