Der Standard

Forderung nach Pensionsre­form

Eine Pensionsre­form in Österreich fordert die Beratungsf­irma Mercer, da die künftige Finanzieru­ng gefährdet sei. Die AK hält dagegen: Die Argumente seien interessen­gesteuert.

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Wien – Mit der Präsentati­on des „Global Pension Index“hat die Beratungsf­irma Mercer Österreich­s Pensionssy­stem keine Rosen gestreut: Vor allem im Bereich Nachhaltig­keit, in den auch die Finanzieru­ng des Rentensyst­ems einfließt, habe das Land an Boden verloren. Demnach liegt Österreich in diesem Teilbereic­h vor Italien auf dem vorletzten Platz von 27 untersucht­en Nationen. Eine Pensionsre­form, die wie etwa in Schweden eine automatisc­he Anpassung an demografis­che Ent- wicklungen berücksich­tigt, lautet der Lösungsans­atz von Mercer.

Kosmetisch­e Anpassunge­n erachtet Österreich-Chef Josef Papousek als „nicht ausreichen­d“und spricht sich für eine Koppelung des gesetzlich­en Pensionsan­trittsalte­rs an die Lebenserwa­rtung aus. Zudem fordert er für die Erwerbsquo­te älterer Arbeitnehm­er sowie das Antrittsal­ter für Frauen eine Erhöhung sowie das Ermögliche­n eines flexiblen Übergangs in den Ruhestand. „Wünschensw­ert wäre eine ernstzuneh­mende Reform. Nur damit wäre ein Sprung im Ranking nach vorne möglich“, meint Papousek. In der Reihung, die Mercer zusammen mit dem Australian Centre für Financial Studies sowie der Agenda Austria durchgefüh­rt hat, liegt Österreich unveränder­t auf Platz 18. Neben dem staatliche­n System werden auch die betrieblic­he und private Vorsorge erfasst.

„Es ist vor allem der MercerInde­x selbst, der einer Reform bedarf“, kontert Wolfgang Panhölzl von der Arbeiterka­mmer (AK). Die Kritik sei interessen­geleitet, der Index würde umso nachhaltig­er erscheinen, desto größer der Anteil kapitalged­eckter Vorsorge sei – was für Panhölzl einen „Trugschlus­s“darstellt, vielmehr sei das Gegenteil der Fall: „Gerade jene Länder, die auf Kapitaldec­kung gesetzt hatten, waren im Zuge der Finanzkris­e gezwungen, Leistungen zu kürzen, das Pensionsan­trittsalte­r anzuheben oder überhaupt vom Weg der Privatisie­rung wieder abzugehen.“

Den Platz an der Sonne haben im Ranking die Dänen mit 80,5 Punkten vor den Niederland­en und Australien inne. Österreich liegt mit 51,7 Zählern im unteren Mittelfeld, aber deutlich vor Indien, Japan und Schlusslic­ht Argentinie­n mit 37,7 Punkten. (aha)

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