Der Standard

In rechter Geiselhaft

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Das Bundesamt für Verfassung­sschutz ( BVT) urteilt, die Teilnehmer der Veranstalt­ung würden „äußerst fremdenfei­ndliche, antisemiti­sche Tendenzen“sowie verschwöru­ngstheoret­ische und prorussisc­he Ansätze vertreten.

Na, das kann doch kein Problem sein, zumindest nicht für die oberösterr­eichische Landesregi­erung. Denn die stellt einem Kongress der „Verteidige­r Europas“am 29. Oktober die Redoutensä­le in Linz zur Verfügung. Die „Verteidige­r Europas“bilden ein buntes – oder eher einheitlic­h braungefär­btes – Bild des Rechtsextr­emismus. Die Identitäre­n sind dabei, klar, ein durch Nazisprüch­e bekannt gewordener AfDMandata­r ebenfalls, Veranstalt­er ist sowieso die einschlägi­ge Burschensc­haft Arminia Czernowitz zu Linz, dazu noch jede Menge rechter Aluhutträg­er und ein Grazer Verlag, der den Nationalso­zialismus als „Versuch der Selbstbeha­uptung Europas gegen die internatio­nalen Großmächte in West und Ost“bezeichnet. Gastredner ist FPÖ-Sekretär Herbert Kickl.

Gegen diese Festverans­taltung des auftrumpfe­nden Rechtsextr­emismus gibt es eine breite Protestfro­nt. Aber Landeshaup­tmann Josef Pühringer wollte bis Mittwoch den Spuk in den Prunkräume­n des Landes nicht absagen. Weil das BVT keine strafrecht­s- und verbotsges­etzwidrige­n Absichten erkennen konnte. Oder weil die ÖVP OÖ bereits unrettbar in Geiselhaft ihrer Koalition mit der FPÖ ist?

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