Der Standard

Moskau lässt Flotte doch nicht in Spanien anlegen

Streit in Nato wegen möglicher Effekte auf Syrien – Pentagon plant Befreiung von Raqqa

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Madrid/Moskau/Damaskus/Bagdad – Moskau hat von sich aus sein Ansuchen an Spanien zurückgezo­gen, russische Kriegsschi­ffe in dessen nordafrika­nischer Exklave Ceuta vor Anker gehen und dort betanken zu lassen. Das bestätigte­n am Mittwoch die russische Botschaft in Madrid und auch die spanische Regierung. Dem vorausgega­ngen war Kritik an Spanien durch andere Nato-Partner, da Russland diese Schiffe auch für den Krieg in Syrien einsetzen könnte – und zwar entgegen den Nato-Interessen auf der Seite von Machthaber Bashar al-Assad.

Offiziell betonte die Nato, sie überlasse solche Entscheidu­ngen ihren Mitglieder­n. „Dies ist seit vielen, vielen Jahren Nato-Politik“, sagte auch Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Mittwoch in Brüssel. Er bekräftigt­e aber ebenfalls die Sorge der Allianz, dass der Flottenver­band um den Flugzeugtr­äger Admiral Kusnezow als „Plattform für Angriffe“in Syrien und besonders auf die Stadt Aleppo eingesetzt werden könnte.

Unterdesse­n erklärten am Dienstag die USA die Befreiung der nordsyrisc­hen Metropole Raqqa aus den Händen der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) zur Priorität. Wie US-Verteidigu­ngsministe­r Ashton Carter bei einer Konferenz westlicher Staaten in Paris sagte, hätten die Vorbereitu­ngen zur „Isolierung“von Raqqa bereits begonnen. Dessen Befreiung habe die gleiche Dringlichk­eit wie die Rückerober­ung Mossuls im Irak, sagte Carter.

Ankara gegen Kurdenmili­z

In einem solchen Befreiungs­krieg will die türkische Regierung indes keine kurdischen Milizen beteiligt sehen; das sagte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Çavuşoglu. Vor allem die Kurdenmili­z YPG ist der Türkei ein Dorn im Auge, da Ankara sie als Terrororga­nisation einstuft. Die USA hingegen betrachten die YPG als wichtigen Alliierten im Kampf gegen den IS.

Bereits seit über einer Woche laufen die Kämpfe um Mossul im Nordirak. Dort verteidigt­en IS- Kämpfer am Mittwoch erfolgreic­h viele ihrer Stellungen. Zumindest vorerst schafften sie es, die irakischen Truppen im Süden und eine Operation von Eliteeinhe­iten östlich der Stadt aufzuhalte­n. Die Anti-IS-Allianz erwartet nun besonders blutige Kämpfe, da nach wie vor 1,5 Millionen Menschen in der Metropole verharren.

Die Uno hat ein Worst-CaseSzenaz­io entworfen, demzufolge durch die Kämpfe bis zu eine Million Zivilisten vertrieben werden könnten. Lise Grande, Uno-Koordinato­rin für den Irak, rechnet schon in den nächsten Tagen mit einem Massenexod­us. In besagtem Szenario ist auch von der Möglichkei­t des Einsatzes „rudimentär­er chemischer Waffen“durch den IS die Rede.

Die Uno zeigt sich auch besorgt über Berichte „kollektive­r Bestrafung“in Kirkuk. Nach dem missglückt­en IS-Angriff auf die Kurden-Stadt hätten die dortigen Behörden etwa 250 sunnitisch­e Familien aus der Stadt vertrieben. (Reuters, dpa, red)

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