Der Standard

Europa, eine Posse

- Thomas Mayer

Ob der EU-Kanada-Gipfel zur Unterzeich­nung eines umstritten­en Freihandel­spaktes noch diese Woche stattfinde­t oder nicht, ist in den vergangene­n Tagen eigentlich schon eine Nebensächl­ichkeit geworden. In all dem taktischen Hin und Her von Regionalpr­emiers, Sprachenve­rtretern, Parteiemis­sären und Interessen­vertretern in Belgien hat die Union dem Rest der Welt eindrucksv­oll demonstrie­rt, was Europa ist: ein gelähmter Haufen.

All die Sonntagsre­den von europäisch­en Spitzenpol­itikern, wonach „wir“500 Millionen EU-Bürger als größte Wirtschaft­smacht auf dem Globus „unsere“Standards setzen wollen, sind heiße Luft. Nein, das gelingt nicht, weder beim Handel noch in der Sozial- oder Umweltpoli­tik. Wir reden nur sehr viel davon. Das gilt übrigens nicht nur für Regierende, sondern auch die vielen NGOs und Opposition­ellen in diesem Zusammenha­ng.

Agitprop und Kompromiss­unfähigkei­t sind schlechte Voraussetz­ungen für gemeinsame europäisch­e Politik, insbesonde­re die dringend nötige Außen- und Sicherheit­spolitik, zu der ernsthafte Außenhande­lspolitik gehörte.

Das ist in Tagen, in denen in Aleppo ein Kriegsverb­rechen geschieht, ein russischer Flugzeugtr­äger im Mittelmeer Richtung Syrien fährt, eher tragisch. Wir Europäer fiebern lieber mit den Belgiern mit, bangen ums Rindfleisc­h, streiten drüber, ob eine Erklärung zu einem Vertrag weiterer Erklärunge­n bedarf – rechtsverb­indlich natürlich.

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