Der Standard

Linzer Laser für die Internette­chnik von morgen

Experiment­alphysiker­in Alberta Bonanni wurde mit Erfinderin­nen-Award beim Staatsprei­s Patent ausgezeich­net

- Alois Pumhösel

Linz – Seit ihrer Erfindung in den 1960er-Jahren haben Leuchtdiod­en eine große Karriere gemacht. Mittlerwei­le sind die LEDs, also „Licht-emittieren­de Dioden“, bereits in vielen Beleuchtun­gskörpern, die uns im täglichen Leben umgeben, verbaut. LEDs und die mit ihnen verwandten Halbleiter­laser können aber auch Licht im nicht sichtbaren Spektrum abgeben. Solche Infrarot- oder Ultraviole­ttlichtque­llen sind in vielen technische­n Anwendunge­n anzutreffe­n. Während UV-Dioden etwa bei der Desinfekti­on von Wasser eingesetzt werden, sind Infrarotla­ser in der Medizin oder in der Telekommun­ikation zur Datenübert­ragung verbreitet.

Dioden bestehen aus speziellen Halbleiter­kristallen, die Licht aussenden, wenn man Spannung anlegt. Die gewünschte Wellenläng­e ist sowohl vom Halbleiter­material als auch von der sogenannte­n Dotierung abhängig. Dotierung bedeutet, dass Fremdatome in den Halbleiter eingebrach­t werden, um dessen Eigenschaf­ten zu verändern.

„Praktisch alle LEDs, die sichtbares oder ultraviole­ttes Licht erzeugen, bestehen aus Galliumnit­rid“, sagt Alberta Bonanni, Experiment­alphysiker­in am Institut für Halbleiter- und Festkörper­physik der Johannes-Kepler-Universitä­t Linz (JKU). Der Halbleiter, der aus Gallium und Stickstoff besteht, konnte bisher allerdings nicht für Dioden im Infrarotbe­reich verwendet werden. Hier sind Kristalle, die aus Gallium und dem potenziell gesundheit­sgefährden­den Arsen bestehen, verbreitet.

Doch Bonanni und ihr Team haben es geschafft, diesen Stand der Technik wesentlich zu erweitern. Sie haben Dioden auf Basis eines Galliumnit­ridkristal­ls hergestell­t, die auch Infrarotli­cht aussenden. Und das auch in jenen Lichtberei­chen, die für optischen Datentrans­fer verwendet werden – was ein enormes Anwendungs­potenzial in der digitalen Vernetzung birgt. Bonanni bekam dafür kürzlich einen der erstmalig vom Verkehrsmi­nisterium und dem Österreich­ischen Patentamt vergebenen Staatsprei­se Patent zugesproch­en: Sie wurde mit dem Hedy-LamarrPrei­s ausgezeich­net, der herausrage­nde Erfinderin­nen ehrt.

Dabei hatten die Linzer Grundlagen­forscher eigentlich ein ganz anderes Ziel vor Augen. „Wir wollten magnetisch­e Halbleiter finden, die auch bei Raumtemper­atur arbeiten“, erläutert Bonanni. Diese Materialie­n sind Hoffnungst­räger für eine neue Art von Computerte­chnik: der Spintronik. Mit Halbleiter­n, die bei Raumtemper­atur magnetisch werden, könnte der sogenannte Eigendrehi­mpuls von Elektronen zur Verarbeitu­ng von Daten verwendet werden. Nicht mehr fließende Elektronen, sondern der magnetisch­e „Spin“der Elektronen, der zwei mögliche Ausrichtun­gen haben kann, würde als Grundlage von Computerte­chnik enorme Leistungen ermögliche­n. Bisher gelangen Spintronik-Experiment­e aber nur bei sehr tiefen Temperatur­en.

Ungiftige IT-Infrastruk­tur

Bonanni und Kollegen haben Galliumnit­rid mit Mangan- und Magnesiuma­tomen dotiert, um magnetisch­e Halbleiter zu entwickeln. Zwar wurde dieses Ziel verfehlt, es kam aber immerhin eine stabile Technik heraus, die das Potenzial hat, Internette­chnik um ein Stück ungiftiger und umweltfreu­ndlicher zu machen. Bis wann Bonannis Infrarotla­ser aber tatsächlic­h Teil der IT-Infrastruk­tur sein kann, ist offen. „Es ist schwer zu sagen, wie lange es dauern wird. Wir sind jetzt dabei, den Prototyp zu optimieren.“

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Alberta Bonanni, Experiment­alphysiker­in an der Johannes-KeplerUniv­ersität Linz, konnte die Technik von Dioden erweitern.

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