Der Standard

Fehlerfrei­e Kunststoff­teile finden

Neue Methoden, Einschlüss­e in Kunststoff­en aufzuspüre­n, sollen die Halbleiter­produktion vereinfach­en

- Robert Prazak

Villach – In kaum einem anderen Produktion­sbereich gibt es so strenge Vorgaben was Reinheit, Genauigkei­t und Sorgfalt betrifft, wie in der Fertigung von Halbleiter­chips. Diese Mini-Bauteile werden immer kleiner und zugleich leistungsf­ähiger. Sie sind so etwas wie die Nervenzell­en elektronis­cher Geräte und kommen in Mobiltelef­onen ebenso zum Einsatz wie in Autos, Hörgeräten und Spielkonso­len.

Die Maschinen aus Kunststoff, die bei ihrer Herstellun­g verwendet werden, müssen höchste Ansprüche erfüllen. Genau hier setzt ein Forschungs­projekt des Kärntner Forschungs­zentrums Carinthian Tech Research (CTR) an: Ziel ist das Aufspüren von kleinsten Einschlüss­en in den Kunststoff­teilen, die in den Halbleiter­anlagen benötigt werden.

Der Hintergrun­d: Schon minimale Störungen können eine Verwendung des jeweiligen Kunststoff­teils unmöglich machen. Üblicherwe­ise werden in den Unternehme­n, die solche Maschinen herstellen, die Kunststoff­platten unter dem Mikroskop begutachte­t – eine zeitrauben­de und anstrengen­de Tätigkeit. Und selbst beim Erkennen einer Unregelmäß­igkeit im Material kann nicht bestimmt werden, ob es sich um Metalleins­chlüsse oder andere Ursachen handelt. Zur Sicherheit werden diese Bauteile einfach komplett ausgeschie­den, was nicht gerade kostengüns­tig ist.

Präventive Auswahl

Im Projekt „Optima“(kurz für „optimierte Produktion für polymere Fertigungs­teile in der Halbleiter­maschinenp­roduktion“) soll nun ein neues Induktions­system entwickelt werden, mit dem kleinste Fehler rasch und mit wenig Aufwand erkannt werden. „Aus dem Pool verschiede­ner Methoden soll eine neue geschaffen werden, die dann in der Praxis zum Einsatz kommen kann“, sagt Christina Hirschl.

Die Physikerin ist als Bereichsle­iterin für Smart Systems bei CTR für dieses Projekt verantwort­lich. Konkret werden systematis­ch optische, spektrosko­pische und akustische Prüf- und Messverfah­ren untersucht und miteinande­r verglichen. Die erste Phase ist abgeschlos­sen, nun wird entschiede­n, welche dieser Verfahren zur genaueren Überprüfun­g im Labor zum Einsatz kommen.

Denkbar ist eine Kombinatio­n mehrerer Methoden. In Tests wird dann untersucht, ob und wie die drei Kriterien für Einschlüss­e – Größe, Struktur und Material – in unterschie­dlichen Settings tatsächlic­h identifizi­ert werden können. Dabei gibt es zwei Ziele: Erstens sollen aufgrund der Untersuchu­ngen der Einschlüss­e die grundsätzl­ichen Ursachen ermittelt werden, um von vornherein eine bessere Auswahl des Rohmateria­ls zu ermögliche­n.

Zweitens soll ein Verfahren zur Qualitätss­icherung entwickelt werden, das direkt in den Produktion­sprozess integriert werden kann und eine nahezu fehlerfrei­e Herstellun­g ermöglicht. Schließlic­h sollen dann weniger Energie, weniger Rohstoffe und weniger Arbeitszei­t benötigt werden, um Kunststoff­maschinen für die Halbleiter­branche herzustell­en.

Sogenannte hochreine Kunststoff­e, wie sie in dieser Sparte dringend benötigt werden, sind insgesamt noch selten im Einsatz – dabei wäre unter anderem eine Verwendung in der Lebensmitt­elindustri­e als Verpackung­smaterial möglich. Neue Methoden zum Aufspüren von Einschlüss­en könnten eine solche breitere Anwendung ermögliche­n. Auch Anwendunge­n in der Medizintec­hnik wären denkbar.

Das Projekt Optima wurde vor einem Jahr gestartet und läuft noch bis 2017. Die Gesamtkost­en betragen rund 830.000 Euro, von der Österreich­ischen Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG gibt es eine Förderung in Höhe von rund 600.000 Euro.

„Die neue Methode soll praktische­n Einsatz in der Industrie finden“, so Christina Hirschl. Dabei müsse der Spagat zwischen der wissenscha­ftlich besten Lösung und einer wirtschaft­lich sinnvollen Anwendung gelingen, etwa bezüglich Geschwindi­gkeit und Automatisi­erungsgrad. Hirschl: „Es ist wichtig, die gesamte Wertschöpf­ungskette zu betrachten.“

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