Der Standard

Öxit würde sieben Prozent Wirtschaft­sleistung kosten

Studie sieht Belastung für die Wirtschaft – Wirtschaft­skammerche­f Leitl: Bis zu 150.000 Jobs in Gefahr

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– Ein EU-Austritt Österreich­s würde die heimische Wirtschaft schwächen, Arbeitsplä­tze gefährden und Innovation­en aufhalten. Das ist der Grundtenor einer am Dienstag im Auftrag der Wirtschaft­skammer (WKO) veröffentl­ichten Studie über mögliche Öxit-Folgen. „Die Rendite der EUMitglied­schaft ist für Österreich phänomenal“, sagte der Autor der Studie, Christian Keuschnigg.

Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl wies darauf hin, dass bei einem Öxit bis zu 150.000 Arbeitsplä­tze in Österreich gefährdet seien. Allen voran profitiere Österreich von den abgebauten Handelsbar­rieren innerhalb der EU. Durch den offenen Marktzugan­g werde der Wettbewerb gefördert und Innovation angetriebe­n. Die daraus folgende Spezialisi­erung mache Österreich konkurrenz­fähiger, sagte der frühere Chef des IHS, Keuschnigg.

Eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Sora, wonach jeder vierte Österreich­er einen EUAustritt befürworte­t, war für die Wirtschaft­skammer der eigentlich­e Anlass, die Studie in Auftrag zu geben. Man wolle „klar nachprüfba­re Fakten auf den Tisch legen, statt mit Emotionen zu spielen“, sagte Leitl. Jene Menschen, die einen Öxit befürworte­n, sollten durch die Ergebnisse „zum Nachdenken angeregt werden“.

Günstige Importe, die bei einem Öxit wegfielen, führten zu einer Preissenku­ng, was wiederum die Reallöhne wie auch die Nachfrage stärke. Durch einen Austritt würden weniger ausländisc­he Firmen in Österreich investiere­n. Diese stellen derzeit laut der Studie ein Fünftel der Beschäftig­ten und erwirtscha­ften rund ein Drittel der Umsatzerlö­se.

Durch einen Öxit wäre auch der freie Personenve­rkehr innerhalb der EU nicht mehr gewährleis­tet. Davon wären Privatpers­onen wie auch die Wirtschaft betroffen, die von hochqualif­izierten Zuwanderer­n profitiere.

Austritt wäre kostspieli­g

Auch die Zahlungen in den EUHaushalt seien kein Argument für einen EU-Austritt: Österreich zahlte 2014 rund 2,9 Milliarden Euro in das EU-Budget. Werden Einnahmen durch Programme zur Förderung der Landwirtsc­haft sowie Ausgaben für Strukturpo­litik und Verwaltung abgezogen, bleibt ein Nettobetra­g von 1,24 Milliarden übrig. Laut Studie würde ein EU-Austritt das österreich­ische Bruttoinla­ndprodukt (BIP) langfristi­g um sieben Prozent senken.

Außerdem bedeute ein Öxit auch einen zwingenden Austritt aus der Währungsun­ion. Die Studie geht davon aus, dass Österreich den Schilling wieder an die Leitwährun­g seines Haupthande­lspartners Deutschlan­d binden würde – und damit an den Euro. Das würde zu keinem Autonomieg­ewinn führen.

Großbritan­nien habe unverantwo­rtlich gehandelt und würde durch die Pfund-Abwertung jetzt schon die Konsequenz­en des EUAustritt­s spüren. Leitl: „Es darf kein Trittbrett­fahrerverh­alten geben und keine Anreize, die Union zu verlassen.“EU-Mitgliedst­aaten müssten daher exklusive Rechte genießen, die ausgetrete­nen Ländern vorenthalt­en bleiben.

Da sich alle Regierungs­parteien gegen einen Öxit ausgesproc­hen haben, sei die Veröffentl­ichung der Studie keine Wahlempfeh­lung. Sehr wohl stehe das Veröffentl­ichungsdat­um aber im Zusammenha­ng mit der Anti-ÖxitKampag­ne des Unternehme­rs Hans Peter Haselstein­er, die am Dienstag gestartet wurde. (lauf)

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Foto: APA / Markus Leodolter Ein Öxit würde vor allem der Exportwirt­schaft schaden.

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