Der Standard

Neue Paragrafen gegen verbale Übergriffe im Netz

Enquete will „digitale Courage“fördern

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Wien – Mittwoch widmet sich eine parlamenta­rische Enquete der „Digitalen Courage“gegen Hass im Netz. Im Grünbuch zur Enquete äußert etwa die Wiener Medienrech­tsanwältin Maria Windhager „dringend Handlungsb­edarf“des Gesetzgebe­rs.

Lyane Sautner, Rechtsprof­essorin an der Linzer Kepler-Uni, und Windhager empfehlen etwa, dass Staatsanwä­lte (mit Ermächtigu­ng der Betroffene­n) bei Beleidigun­g tätig werden sollten. Bisher wird dieses Delikt nur verfolgt, wenn Betroffene privat klagen. Sautner rät dazu, Cybermobbi­ng rechtlich klarer zu definieren, damit auch einmalige Postings zweifelsfr­ei darunter fallen.

Windhager findet problemati­sch, dass der 2016 neu und „sehr eng“gefasste Tatbestand der Verhetzung Absichtlic­hkeit verlangt: „Zukünftig muss es dem Hetzer gerade darauf ankommen, die Menschenwü­rde zu verletzen. Das sorgt für erhebliche Schwierigk­eiten und schränkt die Strafbarke­it deutlich ein.“

Die im Verhetzung­sparagrafe­n definierte­n Gruppen von Betroffene­n seien zudem „zu starr“definiert, „um auf die unterschie­dlichen Gewalt- und Hassphänom­ene im Internet reagieren zu können“. Windhager regt einen neuen Straftatbe­stand „zwischen Beleidigun­g und Verhetzung“an, der „schwere verbale Übergriffe vor einer großen Öffentlich­keit“ahndet.

Politiker in die Foren

„Wenn wir uns fragen, ob man das Internet an die Hasskultur verliert, dann muss man auch fragen, wie es um die Gesellscha­ft steht“, steckt Sabine Bürger den Rahmen weiter. Die Digital Engagement Managerin bei derStandar­d.atschreibt: „Wer digitale Courage etablieren, stärken, oder fördern möchte, muss im analogen, im echten Leben anfangen – und das möglichst früh.“Bürger empfiehlt ein eigenes Unterricht­sfach Medienkomp­etenz.

Politikern rät Bürger zur Präsenz auch in sozialen Medien, zu öffentlich­en Erklärunge­n für respektvol­len Umgang – auch wenn sie gegen Vorurteile ihrer eigenen Wähler Stellung beziehen. (red)

ORF 3 überträgt die Enquete ab 10 Uhr live, derStandar­d.at wird berichten.

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