Der Standard

Thiems Siegesprem­iere und Murrays Grant

Dominic Thiem beweist gegen den Franzosen Gael Monfils, wieso er bei den ATP Finals spielen darf und gewinnt sein erstes Spiel in London. Für großen Wirbel sorgt der erste Auftritt des Schotten Andy Murray.

- Andreas Hagenauer aus London

Manchmal ist es schade, dass Tennisspie­le aus mehr als nur einem Satz bestehen. Das dürften sich viele in Österreich­s Tennishall­en denken, das dürfte sich auch Dominic Thiem denken. Österreich­s Nummer eins ist sonst nicht für seine Startquali­täten bekannt, er braucht oft lange, um in ein Spiel zu finden.

Bei den ATP Finals in London ist das nicht so. Wie schon im ersten Spiel gegen Favorit Novak Djokovic startete Thiem auch gegen seinen zweiten Gegner, den Franzosen Gael Monfils konzentrie­rt. Monfils, Nummer sechs der Weltrangli­ste, machte es dem Österreich­er aber nur bedingt schwer, vergaß seinen ersten Aufschlag im Hotel. Das logische Break nutzte der 23-jährige Niederöste­rreicher zum 6:3-Satzgewinn.

Da Tennisspie­le aber nicht aus nur einem Satz bestehen, musste Thiem weiterspie­len. Monfils durfte. Auch der zweite Satz erinnerte an das Spiel am Sonntag gegen Djokovic. Thiem übte sich in Selbstaufg­abe. Gegner Monfils hatte mehr Probleme mit seinen Schuhbände­rn, als mit seinem Gegenüber. Trotz kurzen Aufbäumens bei Thiem holte sich der Franzose den zweiten Abschnitt locker mit 6:1.

Wenn im Tennis nach zwei Sätzen Gleichstan­d herrscht, muss ein Entscheidu­ngssatz her. Im dritten Abschnitt rappelte sich die Nummer neun der Welt auf, begegnete dem Franzosen wieder auf Augenhöhe – bei 1,91 Meter Körpergröß­e eine ziemliche Aufgabe. Der zweite Satz war vergessen, beide lieferten sich ein gutes Match. Im Gleichschr­itt ging es Richtung Tie-Break, als sich plötzlich eine Möglichkei­t eine Möglichkei­t für Thiem auftat, nutzte er sie und verwandelt­e den ersten Matchball zum 6:4. Thiem feiert nach einer Stunde und 29 Minuten seinen Premierens­ieg bei den ATP-Finals und überholte damit den Spanier Rafael Nadal in der Rangliste. Er ist die Nummer acht. Das Publikum honorierte, die Arena war früh gut gefüllt. Thiem war froh, dass ein Tennisspie­l mehr als nur einen Satz hat. Nächster Gegner ist am Donnerstag der Kanadier Milos Raonic.

Am Vorabend war es in der Halle lauter, der Auftritt des Schotten Andy Murray, sprich „Ändi“sorgte für einen ordentlich­en Wirbel. Murray, bekannt als ein ziemlicher Grantler, dürfte zurzeit eigentlich ganz glücklich sein. Der Schotte dominiert seit Wochen das Tennisgesc­hehen und ging in London als Weltrangli­stenerster an den Start. Für den 29-Jährigen und England zählt nur der Turniersie­g, komme, wer wolle. Gekommen ist im ersten Match der Kroate Marin Cilic.

Vielleicht war es die Erwartungs­haltung, vielleicht der Druck, aber das Spektakulä­rste im ersten Satz waren die Badeshorts von Cilic. Beide zeigten sich fehlerhaft, Murrays Motor stotterte. Der Schotte schimpfte, das Publikum wusste zu verzeihen. „Das Spiel und der Belag sind langsam, die Umstellung fällt nicht leicht“, sagte Murray später. Der Rückhalt der Fans „hilft aber natürlich“.

Murray wurschtelt­e sich im ersten Satz zum Erfolg, im zweiten Durchgang lief es besser. Zwar zeigte auch Cilic, dass er nicht umsonst seinen Startplatz in London hat, Murray wusste aber auf fast alles eine Antwort. Am Ende setzte er sich mit 6:3, 6:2 durch und feierte einen gelungenen Einstand im Turnier. Grantig war da niemand mehr.

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Dass Dominic Thiem in London spielen darf, ist kein Zufall. Gegen Gael Monfils hat er das gezeigt.

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