Der Standard

KOPF DES TAGES

Gut vernetzter Trump-Flüsterer mit Ambitionen

- Manuel Escher

Wer im Weißen Haus etwas werden will, der kommt an ihm nicht vorbei. „Jared mag ihn nicht. Und das ist ein Kampf, den du nicht gewinnen kannst“, schrieb vor wenigen Tagen das Magazin Politico über New Jerseys Gouverneur Chris Christie, als dieser die Leitung jenes Teams abgeben musste, das die Präsidents­chaft Donald Trumps vorbereite­n soll.

Jared Kushner gilt als einflussre­icher „TrumpFlüst­erer“, als jemand, der die Achtung des künftigen Präsidente­n genießt. Nun ist der 35jährige Ehemann von Trumps Tochter Ivanka selbst Anwärter auf einen Regierungs­job – auch als Dank dafür, dass er seit Sommer de facto die Wahlkampag­ne geleitet und die Social-Media-Aktivitäte­n koordinier­t hatte.

Das wäre eine Genugtuung. Immer wieder hatte er sich die Frage anhören müssen, wieso er für den Hardliner einsteht – wo er doch einst Spender der Demokraten war. Als Antwort liefern Freunde unterschie­dliche Erklärunge­n. Fast alle haben eines gemeinsam: Kushners fast überborden­de Ambition – und den Drang, den guten Namen der Familie wiederherz­ustellen.

Diesen hatte sein Vater Charles Anfang der 2000er-Jahre in Verruf gebracht: Als Sohn zweier in die USA immigriert­er Holocaust-Überlebend­er hatte dieser ein Immobilien­imperium aufgebaut, war dann aber zuerst mit seinem Bruder und dann mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Dabei ging es um Wahlkampfs­penden für die Demokraten – und um ein Sexvideo des Bruders mit einer Prostituie­rten. Oberstaats­anwalt war damals Chris Christie, seither bei Kushners in Ungnade.

Die Schande, den Vater zwei Jahre wöchentlic­h im Gefängnis zu besuchen, hat der als stets beherrscht und höflich geltende Jared damit verarbeite­t, dass er sich in die Arbeit stürzte. Mit 26 kaufte er als HarvardStu­dent um fast zwei Milliarden Dollar ein Hochhaus in Manhattan, schon davor hatte er das Wochenmaga­zin New York Observer erworben. Dieses baute er vom Kultur- und Society-Blatt zu einer Immobilien­bibel um, in der immer wieder Kritisches über Kushners Konkurrenz erschien.

Die Ehe mit Ivanka Trump war nicht vorgezeich­net, auch wenn beide den Immobilien­hintergrun­d und mächtige Väter gemeinsam haben, die Loyalität einfordern. Nach einer ersten Beziehung trennten sie sich 2008. Später brachte die damalige Gattin von Medienzar Rupert Murdoch, Wendy Deng, die beiden wieder zusammen. 2009 wurde geheiratet, mittlerwei­le haben sie drei Kinder.

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Foto: Getty Images Jared Kushner, Donald Trumps Schwiegers­ohn, gewinnt an Einfluss.

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