Der Standard

KOPF DES TAGES

Exgeneral formt Trumps Bild von der Welt

- Manuel Escher

Nach Monaten gemeinsame­r Auftritte waren sich die Mitglieder von Donald Trumps Wahlkampft­eam nicht mehr sicher, schreibt die Washington Post: Wo hört die Weltsicht des Kandidaten auf, und wo beginnt die seines Beraters? Michael Flynn formte die außenpolit­ische Haltung des designiert­en Präsidente­n entscheide­nd mit. Das soll der pensionier­te DreiSterne-General, dem die Obama-Regierung die Leitung des Militärgeh­eimdienste­s DIA entzogen hatte, nun auch in offizielle­r Funktion tun: Trump hat ihn zu seinem Nationalen Sicherheit­sberater gemacht.

Auch persönlich haben die beiden einiges gemeinsam – etwa das Gefühl, Außenseite­r im Kampf gegen das Establishm­ent zu sein. Flynn, heute 57, besuchte nicht die militärisc­hen Eliteschul­en, aus denen der Großteil der US-Generäle hervorgeht. In seiner 30-jährigen Laufbahn habe den Spross einer nach Eigendefin­ition „schwer demokratis­chen Familie“aus Rhode Island der Hang zum Widerspruc­h ausgezeich­net, sagen ehemalige Kollegen – und die Neigung, sich in die Arbeit zu verbeißen. Auch seine Gegner gestehen ihm zu, bei der Analyse islamistis­cher Netzwerke im Irak und in Afghanista­n wichtige Erkenntnis­se beigesteue­rt zu haben.

Für die Spitze des Geheimdien­stes habe er allerdings nicht die nötige Eignung. Grund des unfreiwill­igen Abschieds an der DIA-Spitze seien vor allem fehlende Management­fähigkeite­n gewesen. Ihn nun an die Spitze einer Abteilung mit 400 Mitarbeite­rn zu setzen sei auch deswegen keine gute Idee.

Vor allem werfen ihm Gegner aber vor, dem Kampf gegen den radikalen Islam die gesamte US-Außenpolit­ik unterzuord­nen. Dass er eine bezahlte Analystenr­olle bei Russia Today annahm und an der Seite Wladimir Putins einem Galadinner beiwohnte, hat ihm bei konservati­ven Republikan­ern keine Freunde gemacht. Auch deshalb, heißt es, soll er nun Sicherheit­sberater werden. Anders als die Ministerpo­sten muss dieser nicht vom Kongress bestätigt werden. Die Abgeordnet­en hätten womöglich Interessen­konflikte bemängelt: Flynns Lobbyfirma hat nach einem Bericht von Politico für PR-Unternehme­n aus dem Umfeld der islamisch-konservati­ven türkischen AKP gearbeitet. Erst vor einer Woche schrieb Flynn dann eine Kolumne, in der er die Auslieferu­ng des Predigers Abdullah Gülen von den USA an Ankara forderte.

Kontakte gab es auch zur FPÖ, deren Chef Heinz-Christian Strache Flynn jüngst traf.

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Foto: AP Nationaler Sicherheit­sberater Donald Trumps: Michael Flynn.

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