Der Standard

Einflussre­iche Zahlungen

Die Auswirkung­en von Zahlungen der Pharmaindu­strie an Ärzte sind umstritten, aber mehrfach in Studien nachgewies­en worden.

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FRAGE & ANTWORT

Frage: Welchen Einfluss können Zahlungen der Pharmabran­che auf Ärzte haben? Antwort: Theoretisc­h könnte sich jeder Interessen­konflikt auf die Arbeit eines Mediziners auswirken – auch unbewusst. Sicher ist es nicht, aber die Gefahr einer Einflussna­hme ist zumindest gegeben. Mehrere Untersuchu­ngen haben nachgewies­en, dass Zahlungen beispielsw­eise Auswirkung­en auf Entscheidu­ngen bei der Verschreib­ung von Medikament­en haben können.

Frage: Welche Auswirkung­en sind in der Praxis zu sehen? Antwort: Ärzte, die mehr Pharmarefe­renten empfangen, verschreib­en mehr Medikament­e. Das ergab eine Untersuchu­ng der Uniklinik Mainz im Jahr 2014. Außerdem sei es zu beobachten, dass Ärzte, die Pharma-gesponsert­e Fortbildun­gsveransta­ltungen besuchen, im Durchschni­tt höherpreis­ige Präparate verordnen.

Frage: Wie schätzen die Mediziner die Situation selbst ein? Antwort: Es gibt keine wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen dazu, inwieweit Zahlungen der Pharmabran­che die Arbeit österreich­ischer Ärzte beeinfluss­en. In den USA hat eine Studie nach den Auswirkung­en einer Empfehlung des Pharmarefe­renten für ein bestimmtes Medikament gefragt. Dabei haben 61 Prozent angeben, dass sie sich „gar nicht“beeinfluss­en lassen würden. Bei der Frage, ob sich ihre Kollegen davon beeinfluss­en lassen würden, ist das Verhältnis umgekehrt. 84 Prozent der befragten Mediziner glauben, dass sich die anderen „gelegentli­ch bis häufig“beeinfluss­en lassen würden.

Frage: Wie ist die Regelung dazu in anderen Ländern? Antwort: In den Vereinigte­n Staaten schreibt der „Physician Payments Sunshine Act“vor, dass sämtliche Zahlungen an Ärzte einer Behörde zu melden sind. Die Offenlegun­g umfasst die Namen der Mediziner sowie Grund und Höhe der Zahlungen. Die Informatio­nen sind in einer öffentlich zugänglich­en Datenbank gesammelt aufbereite­t.

Frage: Ist eine ähnliche gesetzlich­e Verpflicht­ung in Österreich in Sicht? Antwort: Nein. Im Gesundheit­sministeri­um sieht man keinen Bedarf die Rechtslage zu ändern.

Frage: Wer hat aller offengeleg­t? Welche Arten von Zahlungen sind enthalten? Antwort: Offengeleg­t wurden Zahlungen an Angehörige der Fachkreise: das Ärzte und Apotheker, Zahnärzte, Dentisten, Hebammen, Angehörige des Krankenpfl­egepersona­ls, der medizinisc­h-technische­n Dienste und Sanitätsdi­enste sowie sonstige Sanitätsei­nrichtunge­n. Sie haben Geld für Fortbildun­gen, Vorträge und Beratungen sowie Dienstleis­tungen erhalten. Inkludiert sind auch Tagungs- und Teilnahmeg­ebühren bei Kongressen sowie Reise- und Nächtigung­skosten. Medizinisc­he Institutio­nen wie Spitäler haben zudem Geld für Sponsoring, Spenden und Stiftungen bekommen. (gart)

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