Wer eine Reise tut, kann in der Ferne Kunst schaffen
Die Ausstellung „Away – Stories from abroad“in der Alten Post in Wien präsentiert Werke, die im Zuge des Auslandsatelierprogramms des Bundeskanzleramtes weltweit entstanden sind. Ein Symposion befasst sich mit dessen Perspektiven.
Wien – Smog und Nebel finden sich besonders häufig in den Werken österreichischer Künstler, wenn diese in asiatischen Großstädten arbeiten. Derartige Gemeinsamkeiten lassen sich in der Ausstellung Away – Stories from abroad beobachten, die derzeit im ehemaligen k. u. k. Postund Telegraphenamt im siebenten Wiener Gemeindebezirk zu sehen ist.
Seit den 1970er-Jahren werden Künstler vom Bundeskanzleramt (BKA) in Ateliers überall auf der Welt vermittelt, um dort einige Zeit zu arbeiten. Pro Jahr reisen inzwischen rund 50 Kunstschaffen- de an zwölf Standorte in Japan, China, den USA, Kanada, Mexiko, Indonesien, der Türkei, England, Italien, Frankreich oder Tschechien.
Die 105 Positionen, die bei der von Alexandra Grausam und Genoveva Rückert kuratierten Ausstellung zu sehen sind, entstanden allein in den letzten drei Jahren im Rahmen des Auslandsatelierprogramms. Die Schau ist nach Schauplätzen gegliedert: Der NewYork-Raum wirkt pompös und gleichzeitig heruntergekommen; die Räume, die Mexiko-Stadt, Schanghai und Tokio repräsentieren, sind bunt und unruhig; man kann an ihnen den Großstadttrubel ablesen.
Viele der Arbeiten haben dokumentarischen Charakter. So stellt etwa der Fotograf Paul Albert Leitner neben seinen Bildern auch einen Teil seines persönlichen London-Archivs aus: zahlreiche Analogaufnahmen, auf Karteikarten geklebt und detailliert beschriftet. In anderen Werken macht sich der Entstehungsort atmosphärisch bemerkbar. In dieser Hinsicht besonders eindrucksvoll ist die Videoarbeit von Markus Hanakam und Roswitha Schuller, die in Tokio entstand.
Unzuordenbare Objekte werden in Labore und Landschaften verpflanzt. Nach den überwiegend kühlen, urbanen Ausstellungsstücken aus Asien, dann auf einmal saftige Wälder – Kay Walkowiak filmte im kanadischen Banff Berglandschaften.
Dann wird es wieder großstädtisch. Beeindruckt von der amerikanischen Vernarrtheit in Fahnen, nähte Nikola Hansalik in New York verschiedene eigene Motive in Flaggenform. Eine glokale Zusammenarbeit ist das Werk von Gabriele Edlbauer, Noële Ody, Maruša Sagadin und Johanna Tinzl, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Peking, Tokio und New York waren und nun bei Away in einem wilden Materialmix aus Holz, Beton, Keramik und Video zusammenarbeiten.
Kontrastreich ist die Ausstellung aber nicht nur, weil hier unterschiedliche Örtlichkeiten aufeinandertreffen, sondern auch weil das Programm des BKA keine Altersbegrenzung hat. So sind auch bereits etablierte Künstler vertre- ten. Neben Matthias Herrmann etwa Friedl Kubelka, die ein 16mm-Porträt Roms zeigt.
Insgesamt wurden vom BKA bereits 1200 Auslandsstipendien vergeben. Das Projekt Away will die Effekte des Programms aufarbeiten und es sichtbarer machen. Von 1. bis 3. Dezember wird es dazu in den „Thinktank“Räumlichkeiten der Ausstellung ein Symposium geben, das sich aus künstlerischer, kulturpolitischer und wissenschaftlicher Perspektive mit dem Thema Auslandsatelier beschäftigt. Bis 10. 12. pwww. away.co.at