Der Standard

Mindestsic­herung: Rot- Grün verhandelt „hart“

In Wiens Koalition verhärten sich Fronten – Bundeslösu­ng wird weiterhin favorisier­t

- Rosa Winkler-Hermaden

Wien – Die Zeit drängt, denn am 31. Dezember läuft die 15a-Vereinbaru­ng des Bundes mit den Ländern in Sachen Mindestsic­herung aus. Wien hofft – wie übrigens auch Kärnten, das am Mittwoch einen entspreche­nden Beschluss gefasst hat – immer noch auf eine bundeseinh­eitliche Lösung, obwohl die Bundesländ­er Niederöste­rreich und Oberösterr­eich bereits eigene Gesetze beschlosse­n haben. Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl (SPÖ) stimmt, wie berichtet, einer Deckelung bei 1500 Euro zu. Sozialstad­trätin Sonja Wehsely (SPÖ) hat außerdem eine Mindestauf­enthaltsda­uer für die Anspruchsb­erechtigun­g vorgeschla­gen.

Dass die Wiener SPÖ auf eine bundeseinh­eitliche Lösung drängt, liegt auch an der rot-grünen Ko- alition in der Bundeshaup­tstadt. Denn im Gegensatz zur SPÖ ist der kleine Koalitions­partner gar nicht begeistert von Verschärfu­ngen wie der Mindestauf­enthaltsda­uer. Grünen-Chefin Maria Vassilakou hat die Vorschläge bereits als „Schnellsch­üsse und Alleingäng­e“bezeichnet. Im STANDARD dachte Klubobmann David Ellensohn laut über eine Aufstockun­g der Sozialleis­tung für Alleinerzi­ehende nach. Für sie solle die Armutsgren­ze (etwa 1100 Euro) als Mindestsum­me gelten.

„Eine höhere Mindestsic­herung führt nicht dazu, dass sich das Leben der Bezieher langfristi­g verbessert“, schmettert Wehsely diesen Vorschlag ab. Es gebe Gespräche mit dem grünen Koalitions­partner, die medial nicht näher kommentier­t würden, heißt es aus Wehselys Büro zum STANDARD. Am Mittwoch meldete sich auch die grüne Sozialspre­cherin Birgit Hebein zu Wort. Die zentrale Frage sei nicht, „wie kürzen wir bei den Ärmsten, sondern wo investiere­n wir in Ausbildung und Qualifikat­ion, damit alle nachhaltig ohne die Mindestsic­herung leben können“. Die Verhandlun­gen mit den Roten seien „hart, aber soziale Verantwort­ung eint SPÖ und Grüne“, ist sie überzeugt.

Wien steht vor der Herausford­erung, dass Asylberech­tigte aus anderen Bundesländ­ern, wo zum Teil bereits striktere Regeln gelten, nach Wien drängen, weshalb eine Verschärfu­ng de facto unumgängli­ch ist. Wehsely hat bereits angekündig­t, „Asylberech­tigte so zu fördern und zu fordern, dass sie möglichst kurz von der Mindestsic­herung abhängig sind“.

Als „völlig verantwort­ungslos“bezeichnet die Wiener ÖVP den Vorstoß Ellensohns.

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