Der Standard

Euro-Bargelduml­auf stark im Steigen

Cash wird immer wichtiger, zeigt eine aktuelle Studie der Deutsche Bank Research. Der Bargelduml­auf – Noten ebenso wie Münzen – ist seit Einführung des Euro kontinuier­lich gestiegen.

- Johanna Ruzicka

Wien – Seit der Einführung von Eurobankno­ten und - münzen ist es zu einer recht umfangreic­hen Ausweitung gekommen, belegt die Studie „Cash freedom and crime“der Deutsche Bank Research. So ist das Bargeldang­ebot in den letzten Jahren stärker gestiegen als das Bruttoinla­ndsprodukt (BIP).

Studienaut­orin Heike Mai macht dafür vor allem zwei Gründe verantwort­lich: Geldpoliti­k und Versorgung. Anzeichen für eine forcierter­e Hortung von Geld sieht sie nicht. „Das war nur bei der Lehman-Krise 2008 zu beobachten“, sagt sie.

In der Studie wurde der Bargelduml­auf seit 2003 untersucht. Die Euromünzen und -scheine wurden zwar bereits mit 1. Jänner 2002 eingeführt; in dieser ersten Phase war der Euro aber statistisc­h noch nicht voll etabliert. Bis 2015 ist der Bargelduml­auf seit 2003 auf 1,1 Billionen Euro angestiege­n und hat sich damit seither verdreifac­ht. Das Verhältnis von Bargeld zum BIP wuchs von fünf auf zehn Prozent.

Im Detail verteilt sich das EuroCash laut Österreich­ischer Nationalba­nk folgenderm­aßen: Per 31. Dezember 2015 waren 18,90 Milliarden Banknoten mit einem Gegenwert von exakt 1,083 Billionen Euro und 16,13 Milliarden Münzen mit einem Gegenwert von 25,99 Milliarden Euro in Umlauf. Allein gegenüber dem Vorjahr stieg damit der wertmäßige Banknoten- und Münzumlauf im Euroraum um 6,5 Prozent.

Wichtiger 50-Euro-Schein

Dabei ist die 50-Euro-Note zum wichtigste­n Schein aufgestieg­en: Auf 444 Milliarden beläuft sich ihr Wert. Der Schein wurde, erläutert die Autorin in der Studie, nicht nur zum wichtigste­n Zahlungsmi­ttel. Auch wurde sie „wahrschein­lich“als Cash-Reserve zu Hause in Safes oder Bankschlie­ßfächern gehortet. Der 50-Euro- Schein hat damit den 500er, der nicht mehr hergestell­t, aber unbegrenzt umtauschba­r sein wird, als wertmäßig wichtigste­n Schein abgelöst. Schätzunge­n zufolge sind in Österreich zwischen sechs und acht Millionen Stück 500er-Scheine im Umlauf: als eiserne Reserve oder – wie von den Behörden anlässlich der Einstellun­g geargwöhnt – bei illegalen Zahlungstr­ansfers. Während der LehmanKris­e im September 2008 wurden 500-Euro-Scheine besonders als „sicherer Hafen“gesehen, so Mai in der Studie. „Interessan­terweise kam diese plötzlich gestiegene Nachfrage (in dieser Zeit, Anm.) besonders aus dem Ausland“, heißt es in der Studie. Derzeit sieht Mai keine Anzeichen dafür, dass Menschen anfingen, Geld in außergewöh­nlichem Ausmaß zu horten.

Statistisc­h gut abgesicher­t ist, dass sich hohe Eurobeträg­e im Ausland befinden, und zwar vor allem in der Türkei und den EUStaaten, die nicht zur Währungsun­ion gehören. Dies hänge, erläutert sie, mit der D-Mark zusammen. Die ehemalige deutsche Währung wurde in diesen Ländern häufig als Ersatzwähr­ung gesehen. Nun hat der Euro diese Rolle eingenomme­n. Schätzunge­n der EZB zufolge werden 23 Prozent des Werts der begebenen Eurobankno­ten außerhalb der Währungsun­ion gehalten – nicht nur von Privaten, sondern auch von Banken und Firmen.

Innerhalb der EU-Währungsun­ion verleitet die aktuelle Niedrigzin­spolitik der EZB dazu, hohe Summen als Scheine zu halten. In der Studie wird der Euro in diesem Zusammenha­ng als „ZeroBond“bezeichnet, also als Nullzinssc­hein. Das, was die Eurobanken in ihren Tresoren für die Kunden bereithalt­en, blieb über die Jahre stabil bei 50 Milliarden.

Eine ganz andere Entwicklun­g ist bei Scheinen mit niedrigere­m Wert – fünf, zehn und zwanzig Euro – zu beobachten. Diese hätten in den letzten Jahren an Wichtigkei­t verloren. „Möglicherw­eise, weil es eine steigende Nutzung von Kreditkart­en und anderen bargeldlos­en Zahlungsfo­rmen gibt“, heißt es in der Studie.

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