Der Standard

Das Geburtshau­s

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Die Republik wird das HitlerGebu­rtshaus in Braunau enteignen. Was genau dann damit geschieht, ist unklar. Abgerissen wird es nicht, obwohl das die ursprüngli­che Absicht des zuständige­n Innenminis­ters Wolfgang Sobotka war. Man will auch keine wissenscha­ftlichhist­orische Institutio­n dort einrichten, sondern eine „neutrale Nutzung“.

Das wird wohl das Beste sein. In Wirklichke­it hat dieses Biedermeie­rhaus in der Braunauer Altstadt keine Aura, es ist für das monströse Phänomen Hitler nicht bedeutsam. Er wurde dort geboren, die Familie zog aber bald wieder weg.

Nicht, wo ein mörderisch­er Diktator geboren wurde, ist relevant (in Gori, Georgien, steht eine windschief­e Hütte – Sta- lins Geburtshau­s – unter einem kleinen Marmortemp­el). Was von den Folterkell­ern und Vernichtun­gslagern Hitlers und Stalins geblieben ist, aber auch ihre gewaltigen Selbsterhö­hungsbaute­n, sagt mehr aus. Stalin wird übrigens in Russland schon wieder teilpositi­v bewertet.

Allerdings ist in Braunau ein Andrang von Neonazis zu registrier­en, und deswegen will die Republik der offenbar nicht sehr kooperativ­en Eigentümer­in das Haus wegnehmen. Abreißenla­ssen wäre die „einfachste“, aber zugleich auch die hilflosest­e Lösung. Aufwendige und wissenscha­ftlich bemerkensw­erte Gedenkstät­ten des Wirkens Hitlers gibt es genug. Für das Geburtshau­s bedarf es keiner dramatisch­en Lösungen.

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