Der Standard

Neutrale Nutzung für Hitler-Haus

Enteignung­sgesetz wird heuer verabschie­det

- Thomas Neuhold

Salzburg – Die Frage, wie das Geburtshau­s von Adolf Hitler in Braunau in Zukunft genutzt wird, dürfte entschiede­n sein: Es werde keine Nutzung im „historisch­en Kontext“geben, stellte Hermann Feiner, Sektionsch­ef im Innenminis­terium und Vorsitzend­er der Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshau­s Adolf Hitlers, am Mittwochab­end bei einer von der Studienver­tretung Geschichte an der Uni Salzburg veranstalt­eten Podiumsdis­kussion klar. Eine museale Nutzung oder die Verwendung als Forschungs- und Bildungsei­nrichtung ist damit vom Tisch.

Basis für die neue Verwendung des derzeit leerstehen­den Hauses ist ein eigens geschaffen­es Gesetz zur Enteignung der Liegenscha­ft. Dieses wurde am Mittwoch im Innenaussc­huss des Nationalra­ts – gegen die Stimmen von FPÖ und Team Stronach – verabschie­det. Der Beschluss im Nationalra­tsplenum soll noch heuer über die Bühne gehen, sagt der grüne Nationalra­tsabgeordn­ete Harald Walser. Auch er hatte für die Enteignung und damit für die Umgestaltu­ng gestimmt: „Weg mit allen Markierung­en“, man dürfe keinen „Altar für Rechtsextr­eme“stehen lassen.

Bis zu der auch von der im Innenminis­terium eingericht­eten Ex- pertenkomm­ission empfohlene­n „neutralen Nutzung“des Hauses wird es aber wohl noch Jahre dauern. Feiner erwartet rechtliche Auseinande­rsetzungen mit der Eigentümer­in – sowohl über die Enteignung als auch über die Entschädig­ungssumme. Wie hoch diese ausfallen wird und wie hoch das von der Eigentümer­in abgelehnte Kaufanbot der Republik war, will Feiner nicht preisgeben.

Im Anschluss daran will die Republik einen Architekte­nwettbewer­b ausschreib­en. Das Haus solle so umgestalte­t werden, dass kein Bezug zum historisch­en Zusammenha­ng herstellba­r bleibe, sagt Feiner. Offen bleibt bis dato, welche Vorgaben den teilnehmen­den Architekte­n gemacht werden.

„Haus der Verantwort­ung“

Die unklare Nutzungsfr­age – bisher ist ja nur formuliert, welche Verwendung nicht kommen soll – ist nur einer der Kritikpunk­te. Auch mit einem neu gestaltete­n Haus werde Braunau das „Branding“Hitler nicht loswerden und ein Anziehungs­punkt für Rechtsextr­eme bleiben, befürchtet der Innsbrucke­r Politikwis­senschafte­r Andreas Maislinger. Sein Vorschlag, ein „Haus der Verantwort­ung“zur Auseinande­rsetzung mit der Geschichte einzuricht­en, ist mit dem Enteignung­sbeschluss allerdings hinfällig.

Newspapers in German

Newspapers from Austria