Neutrale Nutzung für Hitler-Haus
Enteignungsgesetz wird heuer verabschiedet
Salzburg – Die Frage, wie das Geburtshaus von Adolf Hitler in Braunau in Zukunft genutzt wird, dürfte entschieden sein: Es werde keine Nutzung im „historischen Kontext“geben, stellte Hermann Feiner, Sektionschef im Innenministerium und Vorsitzender der Kommission zum historisch korrekten Umgang mit dem Geburtshaus Adolf Hitlers, am Mittwochabend bei einer von der Studienvertretung Geschichte an der Uni Salzburg veranstalteten Podiumsdiskussion klar. Eine museale Nutzung oder die Verwendung als Forschungs- und Bildungseinrichtung ist damit vom Tisch.
Basis für die neue Verwendung des derzeit leerstehenden Hauses ist ein eigens geschaffenes Gesetz zur Enteignung der Liegenschaft. Dieses wurde am Mittwoch im Innenausschuss des Nationalrats – gegen die Stimmen von FPÖ und Team Stronach – verabschiedet. Der Beschluss im Nationalratsplenum soll noch heuer über die Bühne gehen, sagt der grüne Nationalratsabgeordnete Harald Walser. Auch er hatte für die Enteignung und damit für die Umgestaltung gestimmt: „Weg mit allen Markierungen“, man dürfe keinen „Altar für Rechtsextreme“stehen lassen.
Bis zu der auch von der im Innenministerium eingerichteten Ex- pertenkommission empfohlenen „neutralen Nutzung“des Hauses wird es aber wohl noch Jahre dauern. Feiner erwartet rechtliche Auseinandersetzungen mit der Eigentümerin – sowohl über die Enteignung als auch über die Entschädigungssumme. Wie hoch diese ausfallen wird und wie hoch das von der Eigentümerin abgelehnte Kaufanbot der Republik war, will Feiner nicht preisgeben.
Im Anschluss daran will die Republik einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Das Haus solle so umgestaltet werden, dass kein Bezug zum historischen Zusammenhang herstellbar bleibe, sagt Feiner. Offen bleibt bis dato, welche Vorgaben den teilnehmenden Architekten gemacht werden.
„Haus der Verantwortung“
Die unklare Nutzungsfrage – bisher ist ja nur formuliert, welche Verwendung nicht kommen soll – ist nur einer der Kritikpunkte. Auch mit einem neu gestalteten Haus werde Braunau das „Branding“Hitler nicht loswerden und ein Anziehungspunkt für Rechtsextreme bleiben, befürchtet der Innsbrucker Politikwissenschafter Andreas Maislinger. Sein Vorschlag, ein „Haus der Verantwortung“zur Auseinandersetzung mit der Geschichte einzurichten, ist mit dem Enteignungsbeschluss allerdings hinfällig.