Bawag-Belohnungsplan befremdet Belegschaft
Betriebsrat will Auskunft vom Vorstand – Programm in Geschäftsberichten erwähnt
Wien – Das Aktienoptionsprogramm im Volumen von rund 189 Millionen für 19 Manager und Aufsichtsratsmitglieder der Bawag, über dessen Details und Ablehnung durch die Aufsicht der STANDARD berichtete, hat den Bawag-Betriebsrat auf den Plan gerufen. Er verlieh in einem Schreiben an die Mitarbeiter seiner „Entrüstung über das kolportierte Programm“Ausdruck und setzt es vor allem in Bezug zum Mitarbeiterabbau der vergangenen Jahre.
„Mehr als 1000 Mitarbeiter haben ihren Job verloren, damit die Bank wieder Erträge erwirtschaftet ..., die Fortsetzung des Sozialplans (Bolero; Anm.) mussten wir 2015 vor Gericht wieder erstreiten“. Bolero gilt noch bis Ende 2017. Man sei „froh über das Nein der Europäischen Zentralbank“und fordere Aufklärung vom Vorstand, heißt es.
Betriebsratsmitglieder im Aufsichtsrat hätten beim Thema Vorstandsvergütung kein Anwesenheits- und Stimmrecht, sie selbst „wären von dem Programm nicht umfasst gewesen bzw. hätten so etwas auch nicht angenommen“. Die Belegschaftsvertreter halten zudem fest, dass die Zusagen nicht von der Bawag, sondern von ihrer niederländischen Großmut- ter Promontoria Sacher „ausgelobt“wurden.
Die Zusagen stammen, wie berichtet, aus den Jahren 2013/14. Tatsächlich wurde das Programm namens Sars im Geschäftsbericht 2013 erstmals erwähnt: „Der Ausschuss für Vorstandsangelegenheiten“habe u. a. das Thema „Share Appreciation Rights, Sars, besprochen“, ist da nachzulesen. Sars ist eine Art fiktives Aktienoptionsprogramm; man tut so, als hielten die Begünstigten Aktien, an deren Wertsteigerung sie zu einem bestimmten Zeitpunkt profitieren. Bawag-Aktionär Cerberus will Bawag-Anteile verkaufen; darauf stellt das Ganze ab.
Für 2014 gab es schon mehr Informationen im Geschäftsbericht. Die Promontoria habe 2013 „mit einigen Aufsichtsräten, den Vorstandsmitgliedern und ausge- wählten leitenden Angestellten ... eine Belohnungsvereinbarung abgeschlossen“, heißt es im Geschäftsbericht. Darin seien „Wertsteigerungsrechte indexiert an Promontoria-Aktien eingeräumt“worden. „Die Bank selbst ist nicht Vertragspartner“, der Gesamtwert der Sars werde daher „zum Gewährungszeitpunkt“(der Auszahlung) „als Gesellschafterzuschuss“erfolgen.
2014 (wie auch 2015) betrug der „Gesamtwert der Wertsteigerungsrechte“24,4 Millionen Euro. Und: 2014 verschob man den voraussichtlichen „Realisierungszeitpunkt“um eineinhalb auf drei Jahre, also auf Ende 2016. Für diesen Zeitpunkt rechnet man also mit dem Eintritt des „trigger event“, das die Zahlungsverpflichtung auslöst. Derzeit verhandeln die Bawag-Aktionäre mit dem staatlichen kanadischen Pensionsfonds CPP, er will 30 bis 40 Prozent der Bawag-Anteile kaufen. Angeblich könnte man noch heuer handelseins werden.
Die Bank selbst gibt zu diesen Themen keine Auskunft. Vom (so nicht genehmigten) Belohnungsprogramm Begünstigte verstehen die Aufregung rund um Sars nicht. Einer von ihnen: „Der Hebel wurde so groß, weil die Bawag lange Zeit nichts wert war und nun plötzlich so wertvoll ist.“