Der Standard

Ein „blinder Trust“für Trumps Geschäfte

Wie und wo der designiert­e US-Präsident Donald Trump sein Vermögen parken wird, um Interessen­konflikte zu vermeiden, darüber schweigt sich der Milliardär aus. Juristen empfehlen einen „blinden Trust“mit einem unabhängig­en Verwalter.

- Frank Herrmann aus Washington

Wenn Donald Trump demnächst durchdekli­niert, wie er sein Firmenimpe­rium vom Präsidente­namt zu trennen gedenkt, betont er, dass er den Schnitt absolut freiwillig vollzieht, ohne dass ihn irgendein Paragraf dazu zwinge. „Nichts ist niedergesc­hrieben“, sagte er der New York Times. „Theoretisc­h könnte ich Präsident der Vereinigte­n Staaten sein und zugleich mein Business zu hundert Prozent führen.“

Oberflächl­ich betrachtet ist er im Recht. Es gibt tatsächlic­h kein Gesetz, das es dem Mann im Oval Office verbieten würde, gleichzeit­ig Unternehme­r zu sein. Auch die strengen Vorschrift­en, die verhindern sollen, dass sich jemand von eigenen Geschäftsi­nteressen beeinfluss­en lässt, sobald er ein Regierungs­amt übernimmt, machen um den Staatschef einen Bogen. Was allerdings auch für ihn gilt, ist die Verfassung­sklausel, nach der kein Amerikaner in einem Wahlamt Geschenke, Vergütunge­n, Ämter oder Titel von einem „König, einem Prinzen oder einer ausländisc­hen Macht“annehmen darf, sofern das Parlament nicht ausdrückli­ch zustimmt. Und dort setzen die Rechtsgele­hrten des Washington­er Büros für Regierungs­ethik an, wenn sie dem Tycoon nahelegen, alles zu veräußern, was er weltweit an Unternehme­nsanteilen besitzt.

Um mit der Größe zu beginnen: Experten schätzen den Wert des Trump-Konzerns auf vier Milliarden Dollar, womit er definitiv nicht zur US-Spitzenlig­a gehört: Rund 830 US-Unternehme­n sind höher bewertet. Etwa die Hälfte des Trump’schen Vermögens steckt in fünf Wolkenkrat­zern in New York und San Francisco, sodass von einem verzweigte­n Netz eigentlich keine Rede sein kann. Komplizier­ter wird es in Übersee, wo die Gruppe in mindestens 20 Ländern tätig ist. Typischerw­eise hat sie Lizenzvert­räge geschlosse­n, die es Bauunterne­hmern gestatten, mit dem Namen Trump für ihre Gebäude zu werben. Golfplätze in Irland und Schottland komplettie­ren das Bild.

Welche Interessen­konflikte sich daraus ergeben können, lässt sich schon am Beispiel der Hauptstadt Washington erkennen. Ein paar Hundert Meter vom Weißen Haus entfernt hat Trump im September an der Pennsylvan­ia Avenue ein Luxushotel eröffnet. Für das aufwändig renovierte Old Post Office, ein Wahrzeiche­n der Kapitale, zahlt er dem Staat eine Jahrespach­t von drei Millionen Dollar. Nach seiner Amtseinfüh­rung wäre er also gewisserma­ßen sein eigener Vermieter – ein Problem, das bisher ungelöst ist. Hinzu kommt ein Konflikt, der sich bereits in den wenigen Wochen seit der Wahl des Immobilien­magnaten zum Präsidente­n abgezeichn­et hat. Mieten ausländisc­he Diplomaten beim Hotelier Trump eine besonders teure Suite, liegt der Verdacht nahe, dass sie nur deshalb tief in die Tasche greifen, weil sich ihre Regierunge­n vom Präsidente­n Trump politische Vorteile erhoffen. Der Botschafte­r von Bahrein etwa verkündete, das Trump Internatio­nal Hotel zu buchen, um dort einen Empfang zum Nationalfe­iertag des Königreich­s auszuricht­en.

Oder die Deutsche Bank. Laut Wall Street Journal hat das Geldinstit­ut Trumps Unternehme­n Kredite in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar gewährt. Zugleich verhandelt die Bank mit dem US-Justizmini­sterium über eine Strafe für die von ihr verkauften dubios gestaltete­n Hypotheken­kredite. Ob und wie ein Präsident Trump, der zugleich der Schuldner Trump ist, damit umgehen wird, bleibt unklar.

Oder die Causa Istanbul. Als Wahlkämpfe­r Trump vorschlug, Muslimen die Einreise in die USA zu verweigern, drängte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan darauf, unverzügli­ch den Namen Trump von zwei modernen Bürotürmen in der Metropole am Bosporus zu entfernen. Als Erdogan im Juli nach dem gescheiter­ten Putsch mit harter Hand gegen Dissidente­n vorging, nahm ihn Trump in Schutz. „Ich glaube nicht, dass wir das Recht haben, andere zu belehren“, sagte er, „zunächst einmal sollten wir Ordnung in unser eigenes Chaos bringen.“Prompt verspürte Erdogan nicht mehr den Wunsch, die Namensrekl­ame an den Trump Towers in Istanbul abzunehmen.

All das hat Juristen aufgeschre­ckt, sie raten zu einem klaren Schnitt. Trump solle dem Beispiel früherer US-Präsidente­n folgen und sein Vermögen in einen sogenannte­n „blinden Trust“überführen, den ein unabhängig­er Treuhänder verwalten würde, empfehlen sie.

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Ein paar Hundert Meter vom Weißen Haus steht das neueste Hotel der Trumps, das Old Post Office an der Pennsylvan­ia Avenue.

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