Der Standard

Drozda will Medienrech­t für Facebook

Medienmini­ster Thomas Drozda will Facebook und Google nicht nur mit Werbesteue­r belegen: Das Kanzleramt bestätigt Drozdas Ambition, Regeln des Medienrech­ts auch auf Social Media anzuwenden.

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Wien – Medienrech­tliche Verantwort­ung wie für Zeitungen, Magazine oder Sender auch für Facebook, Twitter und andere soziale Medien: Thomas Drozda hat nach Infos des STANDARD in mehreren Gesprächen, etwa mit Kulturinit­iativen, einige Sympathie dafür erkennen lassen.

Auf Anfrage bestätigt man im Kanzleramt: Der Minister stehe solchen Regeln „positiv gegenüber“. Er sei dabei, „die Möglichkei­ten auszuloten, wie sie sich rechtlich umsetzen lassen“. Der deutsche Justizmini­ster Heiko Maas plädiert schon länger für eine Gleichstel­lung.

Der scheidende Vorsitzend­e der Initiative Qualität im Journalism­us (IQ) tat das ebenso gerade: „Facebook zerstört nicht nur das Geschäftsm­odell des Qualitätsj­ournalismu­s, Facebook zersetzt mit der Verbreitun­g von Hass und falschen Informatio­nen auch den demokratis­chen Diskurs“, ließ APA-Vizechefre­dakteur Johannes Bruckenber­ger zum Abschied als IQ-Vorsitzend­er verlauten: „Und Facebook verletzt mit seinen Gemeinscha­ftsstandar­ds unsere Gemeinscha­ftsstandar­ds. Eine medienrech­tliche Gleichstel­lung ist deshalb das Mindeste, was die Politik dagegen tun sollte.“

Üble Nachrede oder Beschimpfu­ngen mit schwerwieg­enden Auswirkung­en für den Betroffene­n könnten Medienunte­rnehmen laut Medienrech­t bis 50.000 Euro Entschädig­ung kosten. Wer veröffentl­icht, haftet – auch für Gastkommen­tare und Leserbrief­e. Für Facebook oder Twitter gelten diese Grundsätze noch nicht, argumentie­rte Bruckenber­ger.

Medienmini­ster Drozda (SPÖ) beschäftig­t sich und sein Team ohnehin gerade juristisch mit Facebook: Er hat im Sommer angekündig­t, er wolle die österreich­ische Werbeabgab­e auch auf Onlinemedi­en erweitern – und da- mit insbesonde­re internatio­nale Web-Riesen wie Facebook und Google in die Steuerpfli­cht nehmen. Die Einnahmen aus einer so erweiterte­n Abgabe sollen nach Drozdas Vorstellun­gen eine auf 20 bis 25 Millionen erhöhte und auf digitale Angebote erweiterte Medienförd­erung finanziere­n.

ÖVP-Medienspre­cher und -Verhandler Werner Amon zeigte sich zuletzt im STANDARD- Interview eher skeptisch: „Ich habe ein Problem damit, wenn das de facto eine Steuererhö­hung für die werbetreib­enden Betriebe wird, weil Google und Facebook ihre Werbepreis­e um den Faktor erhöhen.“

Inzwischen soll es erste Regierungs­gespräche über neue Medienförd­erung gegeben haben. Drozda wollte die Presseförd­erung bis Mitte 2017 reformiert haben. Für Frühjahr 2017 kündigte er eine Enquete über den ORF und dessen Finanzieru­ng an. (fid) pderStanda­rd. at/Etat

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Lässt Möglichkei­ten ausloten, um Facebook und Co medienrech­tlich haftbar zu machen: Drozda.

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