Der Standard

Alles unter Kontrolle

- André Ballin

Wer sich zündende Ideen, konkrete Anweisunge­n an die Beamtensch­aft oder auch nur scharfe Polemik gegenüber dem Westen erhofft hatte, wurde von Wladimir Putins Rede zur Lage der Nation enttäuscht: Der Kremlchef blieb in seinem Monolog größtentei­ls vage. Die Rede sollte vor allem eines demonstrie­ren: Russlands Führung hat weiter alles im Griff – egal ob innenpolit­isch oder auf der Weltbühne.

Doch diese Auffassung ist trügerisch. Sicher, der größte Absturz der russischen Wirtschaft ist vorbei, doch ohne neue Akzente wird es auch keinen Aufschwung geben. Das räumte Putin sogar selbst ein; nur hat er es verabsäumt, in seinem Vortrag auch die Leitlinien und Weichenste­llungen für den neuen Wirtschaft­skurs vorzugeben. Waren frühere Reden zuweilen übermäßig optimistis­ch, so wirkte dieser Auftritt eher uninspirie­rt. Allgemeinp­lätze statt wirklicher Ideen.

Bemerkensw­ert, wie kurz Putin den außenpolit­ischen Teil seiner Rede fasste. Dabei hätte er auf internatio­naler Ebene aus russischer Sicht aktuell durchaus mit einigen Erfolgen punkten können. Doch sowohl Syrien als auch die neue Machtkonst­ellation in Washington streifte Putin nur. Das Angebot zur Kooperatio­n ist vage. Es ist offenbar noch nicht einmal im Kreml klar, ob der eigene Wunschkand­idat Donald Trump als US-Präsident am Ende auch die bessere Wahl für Russland ist.

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