Der Standard

Perfekte Wahl ist Illusion

- Günther Oswald

Der Ärger so manchen Auslandsös­terreicher­s ist verständli­ch. Aus Vancouver, New York und Doha ereilen den STANDARD dieser Tage Mails, in denen sich Staatsbürg­er über Probleme mit der Briefwahl beschweren. Mitunter ist mehr als ein Monat vergangen, seit sie eine Wahlkarte beantragt haben, und trotzdem wurde sie noch nicht zugestellt. Wenige Tage vor der Präsidente­nwahl heißt das: Diese Menschen fallen um ihr Wahlrecht um.

Kann man das Prozedere verbessern? Mit Sicherheit. Über längere Fristen für künftige Wahlen wird bereits diskutiert. Alle Wahlkarten eingeschri­eben zuzustelle­n könnte ebenfalls helfen. Und wenn in Österreich nicht unnötig Zeit verstreich­t, bis die Wahlkarte verschickt wird, kann das auch nicht schaden. Es wäre aber vorschnell, aus den aktuellen Problemen abzuleiten, dass eine elektronis­che Stimmabgab­e unbedingt nötig ist. E-Voting klingt verlockend, wirft aber möglicherw­eise mehr Fragen auf, als es beantworte­t. Eine wäre zum Beispiel: Wenn Zentralban­ken und Geheimdien­ste in anderen Teilen der Welt gehackt werden können, warum soll dann ausgerechn­et im kleinen Österreich das E-Voting manipulati­onssicher sein?

Bei der Wahl am Sonntag sind 6.399.572 Österreich­erinnen und Österreich­er wahlberech­tigt. Sie müssen sich wohl mit Folgendem abfinden: Es wird niemals eine hundertpro­zentige Sicherheit geben, dass jede einzelne abgegebene Stimme auch korrekt gewertet wird.

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