Der Standard

Der Kronzeuge

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Alexander Van der Bellen war nicht gut in diesem letzten Duell. Norbert Hofer hingegen war kenntlich: Weg mit dem sanften Lächeln. Weg mit der Wutunterdr­ückung. Hier zeigte einer, der Staatsober­haupt werden will, blanken Vernichtun­gswillen.

Van der Bellen sei „ein sowjetisch­er (!) Spion“. Die Begründung führt in den „tiefen Staat“, in die Welt politisier­ender Polizisten. Hofers Kronzeuge ist der frühere Generaldir­ektor für die Öffentlich­e Sicherheit, Michael Sika. Der behauptete in seiner verbittert­en Pension, Van der Bellen sei irgendwie mit dem Stockholme­r Friedensin­stitut Sipri verbandelt. Sipri ist links und pazifistis­ch. Das reichte Sika für eine absurde Verdächtig­ung (die später vom ÖVP-Innenminis­ter Ernst Strasser abgetan wurde). Sika selbst ist ein Spezialfal­l. Als oberster Sicherheit­sdirektor wollte er in dem rechtsextr­emen, rassistisc­hen Briefbombe­nattentäte­r Franz Fuchs keinen politische­n Täter erkennen: „Als alle im extremen Eck suchten, habe ich immer erklärt, man werde Überraschu­ngen erleben. Ich habe nie apodiktisc­h an den politische­n Background geglaubt. Heute können wir bei ihm weder ein rechtes noch ein linkes Eck erkennen.“

Auf so jemanden beruft sich ein möglicher Bundespräs­ident. Paranoide Denunziati­on des politische­n Gegners und Bagatellis­ierung des Rechtsextr­emismus. Das ist es, was wir dann zu erwarten haben.

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