Der Standard

Nicht nur Familienge­schichte

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Max Riccabona (1915– 1997), der KZ-Häftling in Dachau war, ging mit der ab 1938 praktizier­ten Bedrohung seiner Familie immer diskret um. Auch im Kontext der Personale im Landesmuse­um 1989, wo Riccabona Collagen präsentier­te, ließ sich der Künstler als Bekämpfer des Hitler-Regimes wahrnehmen, nicht als Opfer. Dass und wie sehr seine Familie ins Visier der Machthaber geriet, zeigt Der Fall Riccabo

na, eine neue Ausstellun­g im Vorarlberg-Museum, die sich aus privatem Nachlassma­terial speist: In der Diktion des Nationalso­zialismus waren die Geschwiste­r Riccabona „Mischlinge 1. Grades“.

Zweieinhal­b Jahre lang ermöglicht­e ein Projekt des Zukunftsfo­nds den Historiker­n Peter Melichar und Nikolaus Hagen Aufarbeitu­ng und Darstellun­g der prekären Lage der Familie, die paradigmat­isch ist in Sachen Verfolgung, aber auch Verdrängun­g. Zu sehen sind in der vom Atelier Stecher gestaltete­n Ausstellun­g u. a. Familienfo­tos, Kunstwerke, Möbel und Hausrat.

Der Katalog beleuchtet die Geschichte der Familie Perlhefter-Riccabona mit Parallelge­schichten: Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems) schildert die Situation der Familie Palmers, Jutta Berger ( der STANDARD) jene von Julius Krott, der auf der Flucht „Zwischenst­opp in Bregenz“machte. Max Riccabona widmen sich u. a. Literaturw­issenschaf­terin Ulrike Längle und Schriftste­ller Kurt Bracharz, der in nüchtern-sarkastisc­her Weise vom Faszinosum Riccabona erzählt. (pen) Vorarlberg-Museum, Bregenz, Mo–So 10–18, Do 10–20. Bis 17. 4.

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